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| | '''Hieronymus Graf Colloredo''' (* [[31. Mai]] [[1732]] in [[Wien]]; † [[20. Mai]] [[1812]] ebendort) war von [[1772]] bis [[1803]] der letzte Salzburger Erzbischof, der als [[Fürsterzbischof]] residierte. Bis Erzbischof [[Andreas Rohracher]] führten die ihm nachfolgenden Erzbischöfe weiterhin den Titel "Fürsterzbischof", hatten aber keine weltliche Macht mehr. | | '''Hieronymus Graf Colloredo''' (* [[31. Mai]] [[1732]] in [[Wien]]; † [[20. Mai]] [[1812]] ebendort) war von [[1772]] bis [[1803]] der letzte Salzburger Erzbischof, der als [[Fürsterzbischof]] residierte. Bis Erzbischof [[Andreas Rohracher]] führten die ihm nachfolgenden Erzbischöfe weiterhin den Titel "Fürsterzbischof", hatten aber keine weltliche Macht mehr. |
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| − | ==Leben== | + | == Leben == |
| − | Sein Vater, Rudolph Joseph von Colloredo, war Vizekanzler unter [[Maria Theresia]]. Über das Studium von {{PAGENAME}} war bis Anfang des [[21. Jahrhundert]]s nicht viel bekannt. Die Kunsthistorikerin [[Roswitha Juffinger]] fand zusammen mit [[Christoph Brandhuber]] bis 2011 heraus, dass Colloredo Jus studierte - bisher hatte man angenommen, dass er nur Theologie studiert hatte. Mit nicht einmal 30 Jahren wurde er Auditor bei der ''"Sacra Rota"'', dem weltlichen Gericht des Vatikans. Nach dem Theologiestudium am ''[[Collegium Germanicum]]'' in Rom verlieh am [[19. Dezember]] [[1761]] Königin Maria Theresia von Österreich dem jungen Colloredo das [[Bistum Gurk]]. Fürsterzbischof [[Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach]] weihte ihn dann am [[14. April]] [[1762]] in der [[Stadt Salzburg]] zum [[Bischof von Gurk]]. Am [[14. März]] [[1772]] wurde er nach 49 Abstimmungen zum Fürsterzbischof von [[Erzstift Salzburg|Salzburg]] gewählt. Am [[29. April]] zog Colloredo feierlich von [[Schloss Freisaal]] in die Stadt ein, und Papst Clemens XIV. bestätigt am [[22. Juni]] seine Wahl.
| + | Hieronymus Graf Colloredo war der Sohn des Vizekanzlers unter [[Maria Theresia]], Rudolph Joseph von Colloredo (* 6. Juli 1706; † 1. November 1788), und seiner Frau Maria Gabriele, geborene von Starhemberg (* 28. November 1707; † 9. November 1793)<ref>[https://de.rodovid.org/wk/Person:785576 de.rodovid.org]</ref>. Über sein Studium war bis Anfang des [[21. Jahrhundert]]s nicht viel bekannt. Die Kunsthistorikerin [[Roswitha Juffinger]] fand zusammen mit [[Christoph Brandhuber]] bis 2011 heraus, dass Colloredo Jus studierte - bisher hatte man angenommen, dass er nur Theologie studiert hatte. Mit nicht einmal 30 Jahren wurde er Auditor bei der ''"Sacra Rota"'', dem weltlichen Gericht des Vatikans. Nach dem Theologiestudium am ''[[Collegium Germanicum]]'' in Rom verlieh am [[19. Dezember]] [[1761]] Königin Maria Theresia von Österreich dem jungen Colloredo das [[Bistum Gurk]]. Fürsterzbischof [[Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach]] weihte ihn dann am [[14. April]] [[1762]] in der [[Stadt Salzburg]] zum [[Bischof von Gurk]]. Am [[14. März]] [[1772]] wurde er nach 49 Abstimmungen zum Fürsterzbischof von [[Erzstift Salzburg|Salzburg]] gewählt. Am [[29. April]] zog Colloredo feierlich von [[Schloss Freisaal]] in die Stadt ein, und Papst Clemens XIV. bestätigt am [[22. Juni]] seine Wahl. |
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| | Colloredo war der erste moderne Herrscher im Geiste der Aufklärung. Wie der Salzburger Historiker Mag. Dr. [[Oskar Dohle]] in seinen jüngsten Forschungen anlässlich einer Doppelausstellung [[Kirchenfürst und Landesherr]] im Jahr 2012 formulierte, sei Colloredo ein Repräsentant einer ''Epochenwende'' gewesen. Einerseits vertrat er eine durch die Gegenreformation gestärkte katholische Kirche, andererseits blickte er mit seinen weltlichen Reformen weit in das [[19. Jahrhundert]] hinein. Colloredo habe viele Neuerungen angestoßen, wie etwa in der Bildung, der Vermessung des Landes und der Flussregulierung. | | Colloredo war der erste moderne Herrscher im Geiste der Aufklärung. Wie der Salzburger Historiker Mag. Dr. [[Oskar Dohle]] in seinen jüngsten Forschungen anlässlich einer Doppelausstellung [[Kirchenfürst und Landesherr]] im Jahr 2012 formulierte, sei Colloredo ein Repräsentant einer ''Epochenwende'' gewesen. Einerseits vertrat er eine durch die Gegenreformation gestärkte katholische Kirche, andererseits blickte er mit seinen weltlichen Reformen weit in das [[19. Jahrhundert]] hinein. Colloredo habe viele Neuerungen angestoßen, wie etwa in der Bildung, der Vermessung des Landes und der Flussregulierung. |
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| | Während seiner rund drei Jahrzehnte dauernden Regentschaft förderte er Wissenschaften und Publizistik und er setzte sich für ein modernes Steuerwesen ein. Zwischen [[1776]] und [[1779]] ließ er den [[Hieronymus-Kataster]] anlegen, in dem alle Steuerpflichten erfasst wurden. Dieser ist heute eine wichtige Quelle der Wirtschafts- und Besitzgeschichte - etwa wenn es um das Erstellen von [[Erbhof]]<nowiki>gutachten</nowiki> geht. Als Fürsterzbischof bemühte er sich um die "<nowiki>Ent</nowiki>[[barock]]<nowiki>isierung</nowiki>" der Religionsausübung, reduzierte die Zahl der Feiertage und am [[22. November]] [[1784]] erließ er das Verbot der öffentlichen Aufstellung von [[Weihnachtskrippen]], dann auch das sogenannte [[Heiliges Grab|Heilige Grab]]. | | Während seiner rund drei Jahrzehnte dauernden Regentschaft förderte er Wissenschaften und Publizistik und er setzte sich für ein modernes Steuerwesen ein. Zwischen [[1776]] und [[1779]] ließ er den [[Hieronymus-Kataster]] anlegen, in dem alle Steuerpflichten erfasst wurden. Dieser ist heute eine wichtige Quelle der Wirtschafts- und Besitzgeschichte - etwa wenn es um das Erstellen von [[Erbhof]]<nowiki>gutachten</nowiki> geht. Als Fürsterzbischof bemühte er sich um die "<nowiki>Ent</nowiki>[[barock]]<nowiki>isierung</nowiki>" der Religionsausübung, reduzierte die Zahl der Feiertage und am [[22. November]] [[1784]] erließ er das Verbot der öffentlichen Aufstellung von [[Weihnachtskrippen]], dann auch das sogenannte [[Heiliges Grab|Heilige Grab]]. |
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| − | Am [[16. November]] [[1775]] wurde von ihm auf dem damals noch Hannibalplatz genannten [[Makartplatz]] das [[Salzburger Landestheater|Fürsterzbischöfliche Hoftheater]] eröffnet. Colloredo setzte sich für Verbesserungen im Schulwesen ein. Er berief [[Franz Michael Vierthaler]] [[1790]] zum Direktor des [[Salzburger Lehrerbildungsanstalt|Schullehrerseminars]], das am [[9. November]] [[1790]] im [[Ritzerbogenhaus]], [[Sigmund-Haffner-Gasse]], eröffnet worden war. [[1798]] ließ er in [[Hallein]] das [[Colloredo-Sudhaus]] erbauen, das aber technisch eine Fehlkonstruktion war und bald wieder geschlossen wurde.. | + | Am [[16. November]] [[1775]] wurde von ihm auf dem damals noch Hannibalplatz genannten [[Makartplatz]] das [[Salzburger Landestheater|Fürsterzbischöfliche Hoftheater]] eröffnet. Colloredo setzte sich für Verbesserungen im Schulwesen ein. Er berief [[Franz Michael Vierthaler]] [[1790]] zum Direktor des [[Salzburger Lehrerbildungsanstalt|Schullehrerseminars]], das am [[9. November]] [[1790]] im [[Ritzerbogenhaus]], [[Sigmund-Haffner-Gasse]], eröffnet worden war. [[1798]] ließ er in [[Hallein]] das [[Colloredo-Sudhaus]] erbauen, das aber technisch eine Fehlkonstruktion war und bald wieder geschlossen wurde. |
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| | [[Wolfgang Amadé Mozart|Mozart]] wurde am [[21. August]] [[1772]] von Colloredo offiziell zum besoldeten [[Hofkonzertmeister]] ernannt, überwarf sich in Folge mehrmals mit dem Fürsterzbischof und verließ dann Salzburg endgültig. Der Fußtritt in Wien des erzbischöflichen Angestellten [[Karl Joseph Felix Graf von Arco]] am [[10. Mai]] [[1781]] beendete das Arbeitsverhältnis Mozarts mit dem Fürsterzbischof und am [[8. Juni]] kam es zum endgültigen Bruch mit dem Fürsterzbischof. | | [[Wolfgang Amadé Mozart|Mozart]] wurde am [[21. August]] [[1772]] von Colloredo offiziell zum besoldeten [[Hofkonzertmeister]] ernannt, überwarf sich in Folge mehrmals mit dem Fürsterzbischof und verließ dann Salzburg endgültig. Der Fußtritt in Wien des erzbischöflichen Angestellten [[Karl Joseph Felix Graf von Arco]] am [[10. Mai]] [[1781]] beendete das Arbeitsverhältnis Mozarts mit dem Fürsterzbischof und am [[8. Juni]] kam es zum endgültigen Bruch mit dem Fürsterzbischof. |
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| | * {{Quelle SN|2. Februar 2012 "Mozarts letzter Chef, ein Gespräch mit Roswitha Juffinger}} | | * {{Quelle SN|2. Februar 2012 "Mozarts letzter Chef, ein Gespräch mit Roswitha Juffinger}} |
| | * {{Quelle SN|28. Juni 2012 "Er war der Letzte seiner Art"}} | | * {{Quelle SN|28. Juni 2012 "Er war der Letzte seiner Art"}} |
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