Linzer Gasse 1 (Denkstein-Haus): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. April 2010, 03:50 Uhr
Das Haus Linzer Gasse 2 (Denkstein-Haus) ist ein Eckhaus in der Salzburger Neustadt.
Lage und Charakteristik
Das Haus steht am Ursprung der Linzer Gasse wie auch der Dreifaltigkeitsgasse und blickt auf das Platzl.
Das Erdgeschoß beherbergt das Schuhhaus Denkstein.
Auffällig ist das farbkräftige Sgraffito, das die Fassade des 1. Stocks überzieht.
Geschichte
An der Stelle dieses Hauses stand bis 1861 die alte Andräkirche.
In der Folge beherbergte das Gebäude bis 1965 ein Kaffeehaus, und zwar nacheinander die Kaffeehäuser Zeller, Koller und Lohr.
Beim Stadtbrand am 30. April 1818, dem große Teile der rechten Salzachseite zwischen Linzer Gasse und Schloss Mirabell zum Opfer fielen, wurde auch die Andräkirche stark beschädigt. Und zwar so stark, dass man sie nicht mehr renovieren wollte, sondern 1861 zum Verkauf ausschrieb.
Der Kaufmann Franz Zeller erwarb die Kirche um 13.000 fl mit der Verpflichtung, auf dem Areal niemals ein öffentliches Belustigungslokal als Theater oder ein Café, Gast- oder Schankwirtschaft zu errichten.[1]
Daneben gab es noch ein Café Zeller, aus dem später das Hotel garni von Heinrich Prodinger wurde, und ein Café Koller. Im Hotel garni hat sich dann 1918 die Centralbank der Deutschen Sparkassen niedergelassen. Diese schloss jedoch im Jahr 1927 beim großen Bankensterben. Doch noch im selben Jahr, am 5. November, eröffnete der Wiener Cafétier Georg Lohr darin sein gleichnamiges Café.
Zu jener Zeit war das Café Bazar als das Café der Künstler bekannt, hingegen das Café Lohr als jenes für das Bürgertum. Man richtete sogar im ersten Stock ein Spielkasino ein, doch der Erfolg blieb aus.
1965 wurde der Kaffeehausbetrieb eingestellt, und das Schuhhaus Denkstein zog in die Räume ein.
Das Sgraffito
Heute kennen wir dieses Haus besonders wegen seines originellen Sgraffito mit einem Sinnspruch, der einen Vergleich von Leben und Kartenspiel zum Inhalt hat. Geschaffen wurde es vom Salzburger Maler Karl Reisenbichler (1885 – 1962). Die Schrift lautet:
- „Das Leben gleicht dem Kartenspiele,
- Bewegt und unberechenbar
- Geleitet uns des Schicksals Wille
- Durchs Leben oft ganz wunderbar.
- Das Schicksal mischt und teilt die Karten –
- Und jedermann erhält sein Spiel.
- Auf seines Lebens Wanderfahrten
- Kommt jeder doch einmal ans Ziel.
- Der eine spielt sein Glück verwegen,
- Der Andre spielt es mit Bedacht.
- Dem einen eilt das Glück entgegen,
- Den Andern stürzt es über Nacht.
- Der eine kann die Zeit erwarten
- Und spielt im rechten Augenblick.
- Der andre prahlt mit seinen Karten
- Und zwingt doch niemals so das Glück.
- Gar mancher glaubt, was er gewonnen,
- Das sei von ewigem Bestand.
- Und morgen ists in Nichts zerronnen,
- Was er noch heut als Glück empfand.
- So schreiten wir ins Unbekannte,
- Der eine arm, der ander reich.
- Am End’ der große Abgesandte,
- Der macht uns alle wieder gleich.“
Fußnoten
- ↑ R. Klehr: Die Linzergasse, Geschichte und Geschichten zu einer Salzburger Gasse. 2., erweiterte Auflage ohne Jahresangabe, S. 39.
Quelle
- Schriftenreihe des Vereins Freunde der Salzburger Geschichte, Band 20, 1995, Walburg Schobersberger: Vom Cafégewölb zum Literatencafé