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[[Datei:Sattler Panorama, Schloss Freisaal um 1829.jpg|thumb|Sattler Panorama, Detail, [[Schloss Freisaal]] und [[Freisaal]], um 1829]]  
 
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[[Datei:Sattler Panorama, Leopoldskron-Moos, Untersberg.jpg‎|thumb|Sattler Panorama, Detail, [[Leopoldskroner Moos]], [[Untersberg]], um 1829]]
 
[[Datei:Sattler Panorama, Leopoldskron-Moos, Untersberg.jpg‎|thumb|Sattler Panorama, Detail, [[Leopoldskroner Moos]], [[Untersberg]], um 1829]]
Das '''Sattler-Panorama''' ist eine [[Historische Ansichten der Stadt Salzburg|historische Panoramaansicht]] der [[Stadt Salzburg]] von [[Johann Michael Sattler]], ein von [[1826]] bis [[1829]] gemaltes großes Rundgemälde, auf dem die Stadt Salzburg und ihr Umland dargestellt sind. Es ist weltweit das einzige erhaltene historische Stadtpanorama und eines der wertvollsten Objekte des [[Salzburg Museum]]s, ausgestellt im [[Panorama Museum]].
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Das '''Sattler-Panorama''' ist großes Rundgemälde, das eine [[Historische Ansichten der Stadt Salzburg|historische Panoramaansicht]] der [[Stadt Salzburg]] und die sie umgebende Landschaft zeigt. Das Panorama<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Panorama_(Kunst) Wikipedia.de/Panorama_(Kunst)]</ref> wurde [[1826]] bis [[1829]] von [[Johann Michael Sattler]] als Ölgemälde<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96lmalerei Wikipedia.de/Ölgemälde]</ref> angefertigt. Das Panorama ist weltweit das einzige erhaltene historische Stadtpanorama und eines der wertvollsten Objekte des [[Salzburg Museum]]s. Ausgestellt ist es im [[Panorama Museum]].
    
== Geschichte ==
 
== Geschichte ==
 
Auf Anregung von Kaiser [[Franz I.]] (* 1768; † 1835) begann Johann Michael Sattler [[1824]] mit den Vorarbeiten für sein Panorama. Es war jedoch keine Auftragsarbeit, sondern ein von Sattler als Privatmann, mit Krediten und Sponsorengeld finanziertes Projekt, mit der unternehmerischen Überlegung, die Produktionskosten durch Eintrittsgelder wieder einzubringen und mit der Schaustellung auf einer Rundreisen damit Geld zu verdienen.  
 
Auf Anregung von Kaiser [[Franz I.]] (* 1768; † 1835) begann Johann Michael Sattler [[1824]] mit den Vorarbeiten für sein Panorama. Es war jedoch keine Auftragsarbeit, sondern ein von Sattler als Privatmann, mit Krediten und Sponsorengeld finanziertes Projekt, mit der unternehmerischen Überlegung, die Produktionskosten durch Eintrittsgelder wieder einzubringen und mit der Schaustellung auf einer Rundreisen damit Geld zu verdienen.  
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Von verschiedenen Aussichtspunkten auf der [[Festung Hohensalzburg]] skizzierte er die Stadt Salzburg und die Landschaft um Salzburg. Ab [[1825]] malte er in einem eigens angefertigten, im Hof des gräflichen [[Palais Überacker]] (heute [[Makartplatz]] 6, Ecke [[Dreifaltigkeitsgasse]]) aufgestellten Pavillon an dem Gemälde, das eine Höhe von fünf Metern und eine Länge von 26 Metern, somit eine Fläche von rund einhundertdreißig Quadratmetern hat. Dabei unterstützten ihn die Maler [[Friedrich Loos]] (Landschaft) und [[Johann Joseph Schindler]] (figurale Staffage).
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Seine Skizzen fertigte Johann Michael Sattler von verschiedenen Aussichtspunkten auf der [[Festung Hohensalzburg]] an. Ab [[1825]] malte er in einem eigens angefertigten Pavillon an dem Gemälde. Der Pavillon stand im Hof des gräflichen [[Palais Überacker]] (heute [[Makartplatz]] 6, Ecke [[Dreifaltigkeitsgasse]]) und hatte eine Höhe von fünf Metern und eine Länge von 26 Metern, somit eine Fläche von rund einhundertdreißig Quadratmetern. Dabei unterstützten ihn die Maler [[Friedrich Loos]] (Landschaft) und [[Johann Joseph Schindler]] (figurale Staffage).
    
Nach der Fertigstellung des Panoramas 1829 ging die Familie Sattler mit dem Rundgemälde und einem zerlegbaren Pavillon auf eine ausgedehnte Reise durch Europa. Mit Ochsenkarren und einem Hausboot bereiste sie zehn Jahre lang die Länder [[Deutschland]], [[Frankreich]], die [[Niederlande]] und [[Dänemark]].  
 
Nach der Fertigstellung des Panoramas 1829 ging die Familie Sattler mit dem Rundgemälde und einem zerlegbaren Pavillon auf eine ausgedehnte Reise durch Europa. Mit Ochsenkarren und einem Hausboot bereiste sie zehn Jahre lang die Länder [[Deutschland]], [[Frankreich]], die [[Niederlande]] und [[Dänemark]].  
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== Beschreibung ==
 
== Beschreibung ==
Das Rundgemälde zeigt die Stadt Salzburg und die sie umgebende Landschaft an einen sonnigen Herbstnachmittag um 16 Uhr, abzulesen an allen Turm- und Sonnenuhren, sowie am Schattenwurf des Mönchsberges, der Bäume und Gebäude. Die Darstellung zeichnet sich durch topografische Genauigkeit, insbesondere im bebauten Gebiet der Stadt, aus. Nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten, sondern die Fenster-Achsen, Kamine und Dachformen aller Gebäude stimmen genau. Die Szenerie ist belebt durch eine Vielzahl von Menschen unterschiedlichster Stände und Berufe, die allerlei Tätigkeiten nachgehen. Eine Prozession, eine Kompanie beim Exerzieren, Bürger, eine Gartenszene, Wäscherinnen, Handwerker, Händler und Reisende. Zu sehen sind mehrere [[Salzburger Stadttore|Stadttore]], die heute nicht mehr existieren (z. B. [[Äußeres Steintor]], [[Kajetanertor]], [[Michaelstor]], [[Äußeres Lederertor]], [[Mirabelltor]]), das [[Gemeinde Maxglan|Dorf Maxglan]] und die Vorstadt [[Mülln]], das [[Schloss Mirabell]] an der damaligen Stadtgrenze, ein Schotterweg führt durch die Wiesen und Häuser von [[Froschheim]] bis zur [[Wallfahrtsbasilika Maria Plain|Wallfahrtsbasilika]] von [[Maria Plain]] und viele andere sehenswerte historische Details.  
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Das Rundgemälde zeigt die Stadt Salzburg und die sie umgebende Landschaft im sonnigen Spätsommer, am Nachmittag um 16 Uhr, abzulesen an allen Turm- und Sonnenuhren, sowie am Schattenwurf des Mönchsberges, der Bäume und Gebäude. Die Darstellung zeichnet sich durch topografische Genauigkeit, insbesondere im bebauten Gebiet der Stadt, aus. Nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten, sondern die Fenster-Achsen, Kamine und Dachformen aller Gebäude stimmen genau. Die Szenerie ist belebt durch eine Vielzahl von Menschen unterschiedlichster Stände und Berufe, die allerlei Tätigkeiten nachgehen. Eine Prozession, eine Kompanie beim Exerzieren, die andere beim Einmarsch, Bürger, eine Gartenszene, Wäscherinnen, Handwerker, Händler und Reisende, sowie ein schweres Fuhrwerk, über die [[Staatsbrücke|Stadtbrücke]] fahrend.  
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Aus militärischen Gründen nicht dargestellt werden durften die damals noch vorhandenen starken [[Stadtbefestigungen]] (Bastionen und Wehrgräben) im Norden. Auch die nicht erwünschte Darstellung der Festung Hohensalzburg wurde durch das  künstlerische Konzept geschickt vermieden.
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Zu sehen sind zahlreiche Gebäude, die heute nicht mehr existieren. Dazu gehören die [[Salzburger Stadttore|Stadttore]], die (z. B. [[Äußeres Steintor]], [[Kajetanertor]], [[Michaelstor]], [[Äußeres Lederertor]], [[Mirabelltor]]), aber auch die [[Andreaskirche]] und der  [[Freyschlössl|Rote Turm]]. Das [[Schloss Mirabell]], damals an der Stadtgrenze stehend, und der [[Mirabellplatz]], von dem ein Schotterweg durch die Wiesen und Häuser nach [[Froschheim]] führt, und weiter bis [[Maria Plain]], sowie viele andere sehenswerte historische Details.
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Aus militärischen Gründen durften die damals noch vorhandenen sehr starken [[Stadtbefestigungen]] (Bastionen und Wehrgräben) nicht dargestellt werden. Geschickt werden diese nicht oder als Wiese und Garten dargestellt. Auch die Festung Hohensalzburg durfte nicht gezeigt werden. In dem der Maler diese als Aussichtspunkt und Standort für sein Panorama wählte, war auch dieses Problem gelöst.
    
Ein interessantes Detail ist der barocke Turmhelm der [[Franziskanerkirche]], der tatsächlich im [[Barock]] so ausgesehen hatte, 1829 jedoch schon wieder im Stil der [[Gotik]] zurück verwandelt worden war.  
 
Ein interessantes Detail ist der barocke Turmhelm der [[Franziskanerkirche]], der tatsächlich im [[Barock]] so ausgesehen hatte, 1829 jedoch schon wieder im Stil der [[Gotik]] zurück verwandelt worden war.  
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Auch der [[Stadtbrand Salzburg 1818]] ist noch spürbar. Einzelne Gebäude sind noch nicht wiederhergestellt und auf mehreren [[Grabendach|Grabendächern]] stehen Fässer mit Löschwasser (z.B. [[Dompropstei]], [[Brunnhaus]]).  
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Der [[Stadtbrand Salzburg 1818]] ist noch spürbar. Einzelne Gebäude sind noch nicht wieder hergestellt und auf mehreren [[Grabendach|Grabendächern]] stehen Fässer mit Löschwasser (z.B. [[Dompropstei]], [[Brunnhaus]]).
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Die [[Salzach]] ist noch ein natürlich verlaufender, mäandernder Alpenfluss mit weiten Auen im Süden und Norden der Stadt. Auf den zahlreichen Sandbänken wird Wäsche gewaschen oder gearbeitet. Die Ufer der Salzach in der Stadt sind noch nicht durch die [[Salzachregulierung]] reguliert und reichen bis an den [[Innerer Stein|Inneren Stein]] und das [[Klausentor]]. [[Lehener Au]] und [[Itzlinger Au]] im Norden, sowie [[Josefiau (Au)|Josefiau]] im Süden haben noch ihren natürlichem Umfang. Der [[Gersbach]] umfließt den [[Bürglstein]], der [[Volksgarten]] ist noch eine Aue.
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Die Landschaft ringsherum ist bereits ganz im Stile von Realismus<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Realismus_(Kunst) Wikipedia.de/Realismus_(Kunst)]</ref> und Naturalismus<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Naturalismus_(bildende_Kunst) Wikipedia.de/Naturalismus_(bildende_Kunst)]</ref> dargestellt. Zu sehen ist ein paradiesischer Landschaftsgarten, der umgeben ist von der großartigen Kulisse aus [[Gaisberg (Berg)|Gaisberg]], [[Schlenken]], [[Tennengebirge]], [[Göllstock]], [[Untersbergstock]], der sich mächtig aus der Landschaft erhebt, sowie [[Staufen]], [[Haunsberg]], [[Buchberg (Berg in Mattsee)|Buchberg]] und [[Kapuzinerberg]] (der jedoch überhöht erscheint).
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Hindurch führen nur zwei Straßen, die heutige [[Nonntaler Hauptstraße]] und die [[Moosstraße]].  
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Die [[Salzach]] ist noch ein natürlich verlaufender, mäandernder Alpenfluss mit weiten Auen im Süden und Norden der Stadt. Auf den zahlreichen Sandbänken wird Wäsche gewaschen oder gearbeitet. Die Ufer der Salzach in der Stadt sind noch nicht durch die [[Salzachregulierung]] reguliert und reichen bis an den [[Innerer Stein|Inneren Stein]] und das [[Klausentor]].  
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Im Umland erkennt man [[Hellbrunner Allee]], [[Almkanal]], die damaligen Dörfer [[Morzg]], [[Gneis]], [[Gemeinde Maxglan|Maxglan]], [[Wals]],[[Siezenheim]], [[Liefering]], [[Itzling]] und die Vorstadt [[Mülln]].  
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Der [[Gersbach]] umfließt den [[Bürglstein]], der [[Volksgarten]] ist noch eine Aue. Zu sehen ist auch der Süden von Salzburg als paradiesischer Landschaftsgarten vor der großartigen Kulisse von [[Gaisberg (Berg)|Gaisberg]], [[Schlenken]], [[Tennengebirge]], [[Göllstock]] und zuletzt dem [[Untersbergstock]], der sich mächtig aus der Landschaft erhebt. Hindurch führen nur zwei Straßen, die heutige [[Nonntaler Hauptstraße]] und die [[Moosstraße]]. Die Szenerie im Süden wirkt sehr vertraut, denn diese ist weitestgehend heute noch so erhalten. Die Landschaft wirkt ein wenig eliptisch - eine optische Täuschung, weil der Blick in Nord-Süd-Richtung weiter reicht als in Ost-West-Richtung und das Gemälde in einem Rundbau angebracht ist.<ref> Bildbeschreibung und Interpretation von [[Benutzer:Xxlstier|Mag. Thomas Schmiedbauer]] nach Museumsbesuch vom 07.01.2016 und 04.04.2019</ref>
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Die Szenerie im Süden wirkt vertraut, denn diese ist heute weitestgehend noch so erhalten. Die dargestellte Landschaft wirkt ein wenig elliptisch - eine optische Täuschung, weil der Blick in Nord-Süd-Richtung weiter reicht als in Ost-West-Richtung, jedoch das Gemälde in einem Rundbau angebracht ist. Zuletzt sei angemerkt, dass das Rundgemälde konzeptionell ein 360°Panorama zeigt, jedoch künstlerisch um etwa 15° mehr Landschaft beinhaltet. Über der Eingangstüre wurde die Landschaft zwischen [[Aigen]] und [[Elsbethen]] gestreckt und so der Zugang geschickt kaschiert.<ref> Bildbeschreibung von [[Benutzer:Xxlstier|Mag. Thomas Schmiedbauer]] nach Museumsbesuchen vom 07.01.2016 und 04.04.2019 und 05.03.2020</ref>
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