| Zeile 7: |
Zeile 7: |
| | | | |
| | ==Geschichte== | | ==Geschichte== |
| − | ===Vor-Mozartische Geschichte; das Tanzmeisterhaus=== | + | === Tanzmeisterhaus === |
| | Das Gebäude ist urkundlich erstmals [[1617]] erwähnt. Es bestand bis [[1685]] aus zwei Häusern. | | Das Gebäude ist urkundlich erstmals [[1617]] erwähnt. Es bestand bis [[1685]] aus zwei Häusern. |
| | | | |
| − | Am [[3. August]] [[1711]] erhielt [[Franz Gottlieb Spöckner]] per Dekret die Erlaubnis, in diesem Haus Tanzstunden für Adelige abzuhalten. Laut "Seelenbeschreibung" (heute heißt es Volkszählung) von [[1713]] wird das Haus dann "Tanzmeisterhaus" genannt. Dem hochfürstlichen Tanzmeister und "''ante camera''"-[[Erklärungen früherer Bezeichnungen und Ausdrücke#K|Kammerdiener]] Spöckner, dem Sohn des Lorenz, wurde am [[9. September]] [[1739]] das Haus übergeben. Damals spielte ein Tanzmeister keine geringe Rolle: Er lehrte nicht nur Tanz, sondern er bereitete die jungen Adeligen auch auf das Hofleben vor und kannte sich im schwierigen Hofzeremoniell aus. | + | Am [[3. August]] [[1711]] erhielt [[Franz Gottlieb Spöckner]] per Dekret die Erlaubnis, in diesem Haus Tanzstunden für Adelige abzuhalten. Laut "Seelenbeschreibung" (heute heißt es Volkszählung) von [[1713]] wurde das Haus deshalb damals "Tanzmeisterhaus" genannt. Dem hochfürstlichen Tanzmeister und "''ante camera''"-[[Erklärungen früherer Bezeichnungen und Ausdrücke#K|Kammerdiener]] Spöckner, dem Sohn des Lorenz, wurde am [[9. September]] [[1739]] das Haus übergeben. Damals kam einem Tanzmeister gesellschaftlich eine wichtige Rolle zu: Er lehrte nicht nur Tanz, sondern er bereitete junge Adelige auch auf das Hofleben vor und kannte sich im schwierigen Hofzeremoniell aus. |
| | | | |
| − | Am [[21. November]] [[1747]] war Franz Gottlieb Spöckner einer der Trauzeugen der Eltern [[Wolfgang Amadé Mozart]]s. | + | Am [[21. November]] [[1747]] war Franz Gottlieb Spöckner einer der Trauzeugen der Eltern von [[Wolfgang Amadé Mozart]]. |
| | | | |
| | ===Wohnhaus der Familie Mozart=== | | ===Wohnhaus der Familie Mozart=== |
| − | Bereits im Dezember [[1765]] wurde in der Familie [[Mozart]] diskutiert, ob man sich nicht nach einer größeren Wohnung umsehen müsste – die Wohnung im 3. Stock des [[Hagenauer]]schen Hauses ([[Mozarts Geburtshaus]]), das Haus [[Getreidegasse]] 9, umfasste eine Küche, ein Kabinett, je ein Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer. | + | Bereits im Dezember [[1765]] wurde in der Familie [[Mozart]] diskutiert, ob man sich nicht nach einer größeren Wohnung umsehen müsste – die Wohnung im 3. Stock des [[Hagenauer]]schen Hauses ([[Mozarts Geburtshaus]]), das Haus [[Getreidegasse]] 9, umfasste eine Küche, ein Kabinett, je ein Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer. Es waren vier Räume, von denen drei nur ein Fenster hatte. |
| | | | |
| | [[Leopold Mozart]] schrieb aus Den Haag ([[Niederlande]]) an seinen Hausherrn [[Johann Lorenz Hagenauer]] (* [[1712]]; † [[1792]]): ''Zum Exempel: wo wird dann meine Tochter schlaffen? Wo wird der Wolfgang sein Quartier aufschlagen? Wo werd ich für ihn einen besonderen Platz zum studieren und seiner Arbeit, deren er vielerley haben wird, finden? und wo bleib ich? meine Kinder und ich soll jedes seinen Platz haben, um keines dem anderen hinderlich zu seyn. Können sie denn noch ein paar Zimmer anbauen lassen?"'' | | [[Leopold Mozart]] schrieb aus Den Haag ([[Niederlande]]) an seinen Hausherrn [[Johann Lorenz Hagenauer]] (* [[1712]]; † [[1792]]): ''Zum Exempel: wo wird dann meine Tochter schlaffen? Wo wird der Wolfgang sein Quartier aufschlagen? Wo werd ich für ihn einen besonderen Platz zum studieren und seiner Arbeit, deren er vielerley haben wird, finden? und wo bleib ich? meine Kinder und ich soll jedes seinen Platz haben, um keines dem anderen hinderlich zu seyn. Können sie denn noch ein paar Zimmer anbauen lassen?"'' |
| Zeile 23: |
Zeile 23: |
| | Die große Westeuropa-Reise der Mozarts ([[1763]] bis [[1766]]) ließ den Plan eines Wohnungswechsels vorläufig ruhen. Am [[20. Februar]] [[1771]] schrieb Leopold seiner Frau aus [[Venedig]], [[Italien]]: "''(...) zu Hause! allein mir ist beygefallen, daß wir zu Hause nicht wohnen können. du must mir also schreiben, ob wir beym [[Sailerwirt|Sailerwird]],'' (Anm.: ehemaliges Gasthaus, Getreidegasse 10) ''beym Stern,'' (Anm.: heute [[Sternbräu]], Getreidegasse 34–36) ''oder beym Saulentzl'' (Anm.: ehemaliges Gasthaus mit Metzgerei, [[Goldgasse]] 13) ''einlogieren sollen. Ich glaube es wird am besten seyn ich nehme meine Wohnung im Löchl,'' (Anm.: beim Löchlwirt, heute "[[Restaurant Eulenspiegel]]", [[Hagenauerplatz]] 2, gegenüber der damaligen Wohnung der Familie) ''so habe alsdann nicht weit ins Hagenauer Hauß.'' (Anm.: Leopold brauchte nur über den Platz zu gehen) ''So, wie wir (wie die Soldaten) unter einander schliefen, können wir nicht mehr seyn; der Wolfgang ist nicht mehr 7 Jahre alt etc.''" | | Die große Westeuropa-Reise der Mozarts ([[1763]] bis [[1766]]) ließ den Plan eines Wohnungswechsels vorläufig ruhen. Am [[20. Februar]] [[1771]] schrieb Leopold seiner Frau aus [[Venedig]], [[Italien]]: "''(...) zu Hause! allein mir ist beygefallen, daß wir zu Hause nicht wohnen können. du must mir also schreiben, ob wir beym [[Sailerwirt|Sailerwird]],'' (Anm.: ehemaliges Gasthaus, Getreidegasse 10) ''beym Stern,'' (Anm.: heute [[Sternbräu]], Getreidegasse 34–36) ''oder beym Saulentzl'' (Anm.: ehemaliges Gasthaus mit Metzgerei, [[Goldgasse]] 13) ''einlogieren sollen. Ich glaube es wird am besten seyn ich nehme meine Wohnung im Löchl,'' (Anm.: beim Löchlwirt, heute "[[Restaurant Eulenspiegel]]", [[Hagenauerplatz]] 2, gegenüber der damaligen Wohnung der Familie) ''so habe alsdann nicht weit ins Hagenauer Hauß.'' (Anm.: Leopold brauchte nur über den Platz zu gehen) ''So, wie wir (wie die Soldaten) unter einander schliefen, können wir nicht mehr seyn; der Wolfgang ist nicht mehr 7 Jahre alt etc.''" |
| | | | |
| − | Nach ihrer dritten Reise nach Wien (Mitte Juli bis [[25. September]] [[1773]]) bezogen die Mozarts ihr neues Domizil am damaligen Hannibalplatz (heute Makartplatz 8). Die geräumige Wohnung bot ausreichend Platz für Begegnungen mit Freunden und Musikern. Auch der Schauspieler, Theaterdirektor und "[[Die Zauberflöte|Zauberflöten]]"-Librettist [[Emanuel Schikaneder]] (* [[1751]]; † [[1812]]) war oft zu Gast. Wolfgang schrieb in diesem Hause unter anderem von 1773 bis [[1780]] Symphonien, ''Divertimenti'', Serenaden, Klavier- und Violinkonzerte, ein Fagottkonzert, Arien, Messen und andere kirchenmusikalische Werke. Er komponierte hier "''Il Re pastore''" KV 208, begann "''La Finta giardiniera''" KV 196 und "''Idomeneo''" KV 366. | + | Nach ihrer dritten Reise nach Wien (Mitte Juli bis [[25. September]] [[1773]]) bezogen die Mozarts ihr neues, weitaus geräumigeres Wohnhaus am damaligen ''Hannibalplatz'' (heute Makartplatz 8). Die größere Wohnung hatte ua. einen Saal mit Galerie und bot ausreichend Platz für Begegnungen mit Freunden und Musikern. Auch der Schauspieler, Theaterdirektor und "[[Die Zauberflöte|Zauberflöten]]"-Librettist [[Emanuel Schikaneder]] (* [[1751]]; † [[1812]]) war oft zu Gast. Wolfgang schrieb in diesem Hause unter anderem von 1773 bis [[1780]] Symphonien, ''Divertimenti'', Serenaden, Klavier- und Violinkonzerte, ein Fagottkonzert, Arien, Messen und andere kirchenmusikalische Werke. Er komponierte hier "''Il Re pastore''" KV 208, begann "''La Finta giardiniera''" KV 196 und "''Idomeneo''" KV 366. |
| | | | |
| | Von 1773 bis [[1787]], dem Todesjahr Leopolds, wurden in diesem Haus von der Familie Mozart 232 uns bekannte Briefe geschrieben, insgesamt 215 kamen hier an. Viele Briefe sind verschollen oder nicht mehr vorhanden. Wolfgang hatte mit seiner Hausherrin Mitzerl manchen Spaß getrieben. So schrieb er aus München am [[30. Dezember]] [[1774]] an seine Schwester: "''(...) an die jungfrau Mizerl bitte alles erdenkliches, sie soll an meiner liebe nicht zweifeln, sie ist mir beständig in ihrer reizenden negligée vor augen; ich hab vielle hübsche Mädl hier gesehen, aber eine solche schönheit habe ich nicht gefunden.''" Dieses Zitat hat viele Mozart-Biographen dazu veranlasst, in der Mitzerl eine Freundin Wolfgangs zu sehen, aber die gute Hausfrau war 46 Jahre älter als der damals 18-jährige Wolfgang ... | | Von 1773 bis [[1787]], dem Todesjahr Leopolds, wurden in diesem Haus von der Familie Mozart 232 uns bekannte Briefe geschrieben, insgesamt 215 kamen hier an. Viele Briefe sind verschollen oder nicht mehr vorhanden. Wolfgang hatte mit seiner Hausherrin Mitzerl manchen Spaß getrieben. So schrieb er aus München am [[30. Dezember]] [[1774]] an seine Schwester: "''(...) an die jungfrau Mizerl bitte alles erdenkliches, sie soll an meiner liebe nicht zweifeln, sie ist mir beständig in ihrer reizenden negligée vor augen; ich hab vielle hübsche Mädl hier gesehen, aber eine solche schönheit habe ich nicht gefunden.''" Dieses Zitat hat viele Mozart-Biographen dazu veranlasst, in der Mitzerl eine Freundin Wolfgangs zu sehen, aber die gute Hausfrau war 46 Jahre älter als der damals 18-jährige Wolfgang ... |
| | | | |
| − | [[1778]] starb Mozarts Mutter in Paris, [[Frankreich]], und [[1784]] heiratete Mozarts Schwester [[Nannerl]] nach [[St. Gilgen]]. Leopold bewohnte die geräumige Wohnung nun allein. Am [[25. Juli]] [[1785]] kam sein Enkel Leopold Alois Pantaleon († [[15. Juni]] [[1840]] in Innsbruck, Tirol) hier zur Welt, der danach der Obhut des Großvaters anvertraut wurde. | + | [[1778]] starb Mozarts Mutter in Paris, [[Frankreich]], und [[1784]] heiratete Mozarts Schwester [[Nannerl]] nach [[St. Gilgen]]. Leopold bewohnte die geräumige Wohnung nun allein und blieb darin bis zu seinem Tod 1787. Am [[25. Juli]] [[1785]] kam sein Enkel Leopold Alois Pantaleon († [[15. Juni]] [[1840]] in Innsbruck, Tirol) hier zur Welt, der danach der Obhut des Großvaters anvertraut wurde. |
| | | | |
| − | ===Zwischenzeit=== | + | === Zwischenzeit === |
| | Nach Leopold Mozarts Tod am [[28. Mai]] [[1787]] hatte das Haus mehrere Besitzer. | | Nach Leopold Mozarts Tod am [[28. Mai]] [[1787]] hatte das Haus mehrere Besitzer. |
| | | | |