Titanenwurz

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Titanenwurz blüht endlich in Salzburg
54 sek Video
Titanenwurz im Botanischen Garten Salzburg
1 min 59 sek Video

Die Titanenwurz (Amorphophallus titanum, übersetzt "Gigantischer unförmiger Penis") ist eine auf Sumatra heimische Pflanzenart aus der Familie der Aronstabgewächse (Araceae).

Allgemeines

Die Titanenwurz bringt im Pflanzenreich den größten unverzweigten Blütenstand hervor. Die Blume, die bis zu drei Meter hoch werden kann, sondert bei der Blüte einen an den Urwald angepassten Aasgeruch ab und lockt damit auf Sumatra heimische Käfer an. Bis diese Pflanze blüht, vergehen ungefähr zehn Jahre. Danach blüht sie meistens alle 2-3 Jahre wieder.

Seit der Entdeckung im Jahr 1878 haben weltweit etwa 130 Pflanzen in Botanischen Gärten geblüht. Das eigentliche Blütenspektakel dauert nur drei Tage: Die Pflanze ist ein Nachtblüher. Im Laufe des Nachmittags öffnet sich ein großes Hochblatt (Spatha), welches den großen Kolben (Spadix), einem hochfliegenden Rock gleichend, umgibt. Die Titanenwurz gibt besonders am ersten Tag der Blüte bzw. in der ersten Blühnacht einen intensiven Aasgeruch ab. Im Laufe des zweiten Blühtages schließt sich das Hochblatt ganz langsam. Im Laufe des dritten Tages ist das botanische Schauspiel vorüber: Der Blütenstand beginnt zu welken und der Kolben knickt um.

Salzburgbezug

Titanenwurz im Palmenhaus der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Salzburg, Juni 2019
großes Hochblatt (Spatha) und großer Kolben (Spadix)
Titanenwurz in Salzburg, Wuchsstadium am 16.6.2019

Die Titanenwurz, eine der spektakulärsten Pflanzen weltweit, blühte zum ersten Mal in der Stadt Salzburg und in Österreich. Im Fassadengewächshaus der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg in der Hellbrunner Straße 34 strebte eine Titanenwurz vom 21. Mai 2019 an der Blüte entgegen. Die 40 kg schwere Knolle war ein Geschenk des Palmengartens Frankfurt in Deutschland.

Die Pflanze stammte aus Meristemgewebe von einer Pflanze aus Sumatra aus dem Jahr 1992. 2006 wurde die Knolle von In-Vitro-Kultur in Erdkultur verpflanzt. Im November 2012 wog die Knolle 4,38 Kilo, im April 2016 bereits 12,8 Kilo. Am 4. Juni 2016 hatte sie ihre erste Blüte, der Blütenstand war 1,86 Meter hoch.

Wo immer eine Titanenwurz blüht, stehen die Menschen Schlange, um dieses Schauspiel mitzuerleben. Entsprechend groß war das Medien- und Publikumsinteresse rund um dieses Ereignis, insbesondere am Tag der Vollblüte, am Dienstag, den 18. Juni 2019, ab etwa 14:00 Uhr. Für Interessierte war die Uni am Dienstag bis Mitternacht geöffnet, sowie am Mittwoch ab 08 Uhr in der Früh.

Am Dienstag zählte man rund 2 500 Besucher, am Mittwoch waren es bis in die Mittagsstunden mehr als 1 000 Menschen. Insgesamt kamen mehr als 8 000 Schaulustige in die Nawi der Universität Salzburg, um das einzigartige Naturschauspiel zu erleben. Für die Mitarbeiter der naturwissenschaftlichen Fakultät war es das botanische Großereignis.

Chronologie der Blüte in Salzburg

21. Mai 2019

Die Titanenwurz kam von Frankfurt nach Salzburg. In einem überdimensionalen Blumentopf stand die Pflanze im Glashaus direkt neben der Mensa. Etwa zwei bis drei Wochen sollte es dauern, bis es zur Blüte kam.

15. Juni 2019

Unter der Pflege von Mitarbeitern des Botanischen Gartens hatte die Pflanze mit einem beeindruckenden Wachstum von bis zu 16 cm pro Tag eine Höhe von mehr als zwei Meter erreicht.

16. Juni 2019

Der Blütenstand erreichte eine Höhe von 228 cm. "Es könnte im Lauf des Tages so weit sein, allerspätestens aber am Donnerstag" (Anm.: 20. Juni 2019), sagte die Kustodin des Botanischen Gartens der Universität, Stephanie Socher. Wenn es so weit ist, erhitzt sich der Kolben der Pflanze auf über 30 Grad. Um Aaskäfer und Fliegen als Bestäuber anzulocken, verströmt sie dabei einen Geruch, der an eine Mischung aus Aas, gammeligem Fisch, Fußschweiß und Erbrochenem erinnert.

18. Juni 2019

Am Dienstag zu Mittag ging es dann los. Sobald die Initialzündung stattgefunden hatte, öffnete sich die Blüte innerhalb von fünf Stunden und brachte den penetranten Gestank nach totem Fleisch, Aas und Erbrochenem mit sich. Die Titanenwurz hatte am Abend gegen 18 Uhr ihre Blüte zur Gänze geöffnet. Zwischen 19 und 24 Uhr erhitzte sich der mehr als zwei Meter lange Kolben auf mehr als 30 °C und verströmte intensiven Aasgeruch - sehr zur Freude von 2 400 Schaulustigen, die etwa eine Stunde Schlange standen, um das einzigartige Schauspiel der Natur zu bewundern. Am Tag der Blüte war die Nawi bis 24 Uhr geöffnet.

19. Juni 2019

Am Mittwoch morgen war den Kolben an der Spitze bereits eingeknickt und die Blüte an ihren Rändern bereits leicht verwelkt.

20. Juni 2019

Am Fronleichnamstag neigte sich das Spektakel seinem Ende zu. Die Pracht der ungewöhnlichen purpurfarbenen Blüte war vorbei, der riesige Kolben war gebrochen, die Blüte hatte sich wieder geschlossen.

Späteres Leben

Im Jahr 2019 übersiedelte das Exemplar aus dem Botanischen Garten der Universität Salzburg in den der Universität Wien. Hier erlebte sie im Jahr 2022 eine weitere Blühsaison. Das Gewicht der riesigen Knolle war inzwischen auf 80 kg angewachsen.[1]

Bildlink

Auf der Onlineplattform flickr[2] sind in einem Album Fotos und ein Zeitraffer über das Wachstum der Pflanze zu sehen.

Weblink

Bilder

 Titanenwurz – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Quellen

Einzelnachweise

  1. Salzburger Nachrichten vom 21. Mai 2022: Ein großer Stinker
  2. siehe www.flickr.com