Streuwiese

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Am 3. Oktober 2012 noch ungemähte Streuwiese am Großen Seekanal im Naturschutzgebiet Zeller See
Streuwiesen im Landschafts-Schutzgebiet Fuschlsee-West (Mai 2015)

Streuwiesen sind ungedüngte Feucht- oder Nasswiesen, die in der Regel einmal jährlich und zwar erst im Spätherbst gemäht werden. Das von Streuwiesen gewonnene Mähgut wird aufgrund seines geringen Futterwertes nicht als Viehfutter, sondern als Einstreu in Viehställen verwendet.

Geschichtliche Entwicklung

Mit Beginn der winterlichen Stallhaltung im Mittelalter benötigte man auch eine Einstreu. Diese bestand vor allem in getreidearmen Regionen, in denen kein oder zu wenig Stroh zur Verfügung stand, entweder aus zusammengerechtem Laub oder aus dem Mähgut nährstoffarmer Wiesen, die vorher feuchte Viehweiden waren. Die meisten Streuwiesen entstanden erst nach Einführung der ganzjährigen Stallhaltung im 19. Jahrhundert und fielen mehrheitlich bereits im 20. Jahrhundert den flächendeckenden Meliorationen (Bodenverbesserung, hier in Form von Entwässerung und Aufschüttung – Anm.) zum Opfer.

Standortbeschreibung

Streuwiesen sind Flächen mit ganzjährig hohem und meist beträchtlich schwankendem Grundwasserspiegel. Ohne Düngung sind ihre Erträge von den natürlich vorhandenen Nährstoffen abhängig. Durch Entwässerung, Düngung und Vorverlegung des (ersten) Schnittes können aus Streuwiesen auf einfache Weise Futterwiesen gemacht werden. Streuwiesen sind daher heute selten und kommen praktisch fast nur mehr in jenen Bereichen vor, die unter Schutz stehen. Für das einmal jährliche Mähen von Streuwiesen in unter Vertragsnaturschutz stehenden Gebieten wie dem Naturschutzgebiet Zeller See werden Landwirte sogar bezahlt (Mähprämie). Denn auf Streuwiesen, die nicht mehr gemäht werden, entsteht Schilfbewuchs, was eine grundsätzliche Veränderung dieses Biotoptyps bedeutet.

Pflanzenwelt

Streuwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Hier wachsen auf 20 m² Fläche rund 30 bis 100 Pflanzenarten. Es kommen vor allem solche Pflanzen vor, deren Lebensrhythmus besonders gut mit dem Herbstschnitt harmoniert. Das sind vorwiegend Spätblüher wie das Pfeifengras, der Schwalbenwurz-Enzian, die Blutwurz, der Teufelsabbiss und viele Knabenkrautarten. In dieser artenreichen Streuwiesen-Pflanzengesellschaft finden sich viele gefährdete und geschützte Arten.

Erscheinungsbild

Auf Streuwiesen herrschen im Unterschied zu grünen Futterwiesen gelb-braune Farbtöne vor. Auch die oben beschriebenen Pflanzenarten prägen das eigenständige Aussehen von Streuwiesen.

Überlebensstrategie

Die auf Streuwiesen gedeihenden Pflanzen verfügen über eine besondere Strategie zur Arterhaltung. Die Nährstoffe und Assimilate (von der Pflanze aufgenommene Umweltstoffe, die in Bestandteile des eigenen Organismus verwandelt wurden – Anm.) in Blättern und Sprossen der Pflanzen werden in die basalen Pflanzenteile (Stoppeln, Wurzeln, Rhizome) rückverlagert. Diese Nährstoffeinlagerung beginnt bereits im Sommer und ist bis zum Spätherbst, wenn die Mähmaschine kommt, praktisch abgeschlossen. Die so gespeicherten Nährstoffe stehen der Pflanze im darauffolgenden Jahr für ihr Wachstum zur Verfügung.

Tierwelt

Die Tierwelt hängt von den jeweiligen Standortverhältnissen und von der dort gegebenen Vegetation ab. Eine ganze Reihe von Vögeln (z. B. Braunkehlchen und Schwarzkehlchen) sind zumindest phasenweise eng an Streuwiesen gebunden, da sie sie als Brutgebiete nutzen. Streuwiesen sind aber auch Sommerlebensräume für Amphibien wie Grasfrosch oder Moorfrosch. Auch die in Bewusstsein und Wahrnehmung der meisten Menschen weniger vorhandenen Heuschrecken, wie z. B. die bereits stark gefährdete Sumpfschrecke, benötigen Lebensräume wie Streuwiesen mit ihren abwechslungsreichen Vegetationsstrukturen und ihrer langen ungestörten Entwicklungszeit. Dazu kommen die Schmetterlinge wie der Schwalbenschwanz, die Streuwiesen sowohl als Raupe als auch als erwachsene Tiere nutzen. Manche Schmetterlingsarten sind an bestimmte, in Streuwiesen vorkommende Pflanzenarten gebunden, da ihre Raupen nur an diesen gedeihen. Neben dem Schwalbenschwanz sind u.a. Arten wie Moor-Wiesenvögelchen, Blauäugiger Waldportier, Bläulinge, Braunfleckiger Perlmutterfalter oder Heilziest-Dickkopffalter zu erwähnen.

Streuwiesenschutz im Bundesland Salzburg

Bei Torfuntergrund unterliegen die Streuwiesen dem ex-lege-Biotopschutz gemäß § 24 Abs. 1 NSchG. Liegt jedoch mineralischer Boden vor, ist dieser Schutz erst ab einer Fläche von 2000 m² gegeben.

Bildergalerie

Quellen