Schneizlreuth
Schneizlreuth ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land. Sie besteht seit 1909.
Beschreibung
Schneizlreuth ist mit 1 360 Einwohnern (Stand 2021) zwar von der Einwohnerzahl her die kleinste Gemeinde im Landkreis Berchtesgadener Land, flächenmäßig jedoch eine der größten. Von Flusslandschaften mit interessanten Biotopen über Mittelgebirgsgegenden bis zum Hochgebirge (Reiter Alpe) sind alle Naturräume vertreten. Schneizlreuth gilt als Erholungsort und hat als Fremdenverkehrsgemeinde ca. 50 000 Übernachtungen im Jahr.
Das Gemeindegebiet verläuft von der Stadtgrenze Bad Reichenhall, vom Saalachstausee durch das Saalachtal bis zur Salzburger Landesgrenze am Steinpass, Oberjettenbergtal und Weißbachtal mit Jochberg. Die Landschaft ist durch die Ausformung in der Eiszeit geprägt.
Die Bundesstraße 21 und die Deutsche Alpenstraße (B 305) verlaufen durch den Ort und haben überregionale Bedeutung. Schneizlreuth liegt hier im Zentrum der Verbindung über das Kleine Deutsche Eck. Die Brücke über die Saalach wurde 1892 aus Beton errichtet und das Tragwerk und die Seitenbegrenzungen mit rötlichem Kalkstein verkleidet. Sie war die erste Betonbrücke Süddeutschlands. Als man die Saalachbrücke in den letzten Tagen vor Kriegsende sprengen wollte, um den Einmarsch der Alliierten zu verzögern, kam Franz Schwaiger, Bürgermeister von Schneizlreuth, im Bemühen, diese für Schneizlreuth und Umgebung lebenswichtige Saalachbrücke zu erhalten, am 5. Mai 1945 gewaltsam um sein Leben. An ihn erinnert eine Gedenktafel, die bei der Abzweigung nach Fronau an der straßenbegrenzenden Mauer in Brückennähe angebracht ist. Ende 2022 stellten Experten fest, dass die Brücke das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hat. Aufgrund der äußerlichen Verfallserscheinungen befürchtet das Bauamt, dass auch das nicht sichtbare Tragwerk aus Stahl stark in Mitleidenschaft gezogen ist. Im Sommer 2022 hatten Techniker Proben genommen. Um vorsorglich die Belastung für die Brücke zu reduzieren, wurde ein Fahrverbot für Lkw über 7,5 Tonnen erlassen, ausgenommen jene, die die angrenzenden Bezirke versorgen.[1]
Salzburgbezüge
Koalitionskrieg 1809
Schneizlreuth war während der Koalitionskriege der Salzburger und Tiroler gegen die Truppen Napoleonszwischen 1800 und 1809 ein wesentlicher Schauplatz. Vor allem im Herbst 1809 kam es zu heftigen Kämpfen im Raum Schneizlreuth-Steinpass. In Erinnerung daran wurde nahe des bestehenden Kriegerdenkmals eine Gedenkstätte errichtet.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Salzburg
Artikel in den "Salzburger Nachrichten" am 12. Februar 2013 von Anton Kaindl:
Pinzgau importiert Abwasser. Erstmals tritt ein deutscher Ort einem Salzburger Reinhalteverband bei.
Die bayerische Gemeinde Schneizlreuth wird ihr Abwasser in Zukunft in die Kläranlage des Reinhalteverbands Pinzgauer Saalachtal in der Nachbargemeinde Unken pumpen. Der kleine Schneizlreuther Ortsteil Melleck auf dem Steinpass ist schon seit acht Jahren angeschlossen. "Bis Ende 2014 wird ganz Schneizlreuth folgen", sagt der Bürgermeister der bayerischen Gemeinde, Klaus Bauregger. "Eine Teilstrecke der Druckleitung ist in Bau und bald fertig. Der Rest befindet sich in der Ausschreibung." Insgesamt werden 13 Kilometer Kanal gebaut. Bisher floss das Abwasser in Schneizlreuth in private Kleinkläranlagen, die behördlich vorgeschrieben waren. "Langfristig ist der Anschluss an Unken für unsere Bürger günstiger", sagt Bauregger. Die Zusammenarbeit mit dem Pinzgau war dabei für Schneizlreuth der billigste Weg. Auch der Anschluss an die bayerische Nachbargemeinde Bad Reichenhall wurde geprüft. Dorthin wäre die Leitung aber länger gewesen als nach Unken. "Außerdem haben wir ein gutes Verhältnis zu den Pinzgauern", sagt Bauregger.
Auch die Pinzgauer haben von dem Anschluss Vorteile. Schneizlreuth wird rund 30 000 Kubikmeter Abwasser pro Jahr liefern, für das natürlich bezahlt wird. "Der Tarif wird erst errechnet", sagt Richard Kaiser, Geschäftsführer des "Reinhalteverbands Pinzgauer Saalachtal". Die Anlage in Unken wird durch das zusätzliche Abwasser besser ausgelastet und wirtschaftlicher.
Schon bisher leiten ein paar bayerische Gemeinden wie Laufen Abwasser in Kläranlagen in Österreich. Schneizlreuth ist aber die erste, die auch dem Reinhalteverband auf Salzburger Seite beitritt und daher Stimmrecht hat. Das war juristisch nicht einfach. Drei Jahre hat es gedauert. Hubert Lohfeyer (ÖVP), Bürgermeister von Unken: "Man musste österreichisches und deutsches Wasserrecht unter einen Hut bringen. Aber die Behörden waren willig." Lohfeyer sagte, für ihn sei der Beitritt auch ein emotionales Thema. "Man merkt die Grenze immer noch sehr stark. Es gibt sehr wenige Verflechtungen und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Das ist ein erster Schritt."
Landesrat Sepp Eisl (ÖVP): "Diese Zusammenarbeit zeigt, wie schlau es ist, über Gemeindegrenzen und in diesem Fall sogar Staatsgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Die Gemeinde Schneizlreuth profitiert und die Auslastung der Unkener Anlage steigt. Dadurch haben wir diesseits und jenseits der Grenze Gewinner. Diese Art der Zusammenarbeit soll verstärkt werden.'"
Insgesamt werden in 33 Salzburger Kläranlagen jährlich 61 Mill. Kubikmeter Abwasser gereinigt.
Bilder
Schneizlreuth – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Quellen
- Aussendungen der Salzburger Landeskorrespondenz
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Fronau (Schneizlreuth)"
- Eigene Begehung von Christina Nöbauer