Pinzgauer Strahlenziege
Die Pinzgauer Strahlenziege ist eine alte bodenständige Gebirgsziegenrasse, die im Bundesland Salzburg in den Bezirken inner Gebirg heimisch war und heute zu den Gefährdeten Nutztierrassen zählt.
Beschreibung und Eigenschaften
Die Tiere sind genügsam und widerstandsfähig und weisen eine starke Bemuskelung auf. Ihr Fell ist pechschwarz oder braun. Sie sind mittelgroß, großrahmig und stämmig. Rassetypisch sind der tiefe, breite Körper und das kräftige Fundament, charakteristisch ist die scharf abgegrenzte Strahlenzeichnung im Gesichtsfeld sowie unterhalb der Sprunggelenke.
Muttertiere erreichen eine Widerristhöhe von 70 bis 85 cm bei einem Gewicht von 45 bis 75 kg, Böcke messen am Widerrist zwischen 70 und 90 cm und wiegen bis zu 85 kg. Pinzgauer Strahlenziegen sind in der Regel behornt, wobei hin und wieder auch genetisch hornlose Tiere auftreten.
Die Pinzgauer Strahlenziege ist eine gute Milchziege und hatte im Pinzgau den Ruf einer exklusiven Ziegenrasse, die häufig zum Tierbestand wohlhabenderer Bauerngüter zählte. Gegenwärtige Züchter berichten über gute Melkbarkeit und geruchsneutrale Milch. Geschätzt wird an ihnen auch, dass sie streng saisonal sind, leicht aufnehmen und sehr fruchtbar sind. Zwillings- und sogar Drillingsgeburten sind die Regel.
Zuchtgeschichte und Vorkommen
Noch am Beginn der 1930er-Jahre wurde die großrahmige Ziege von Tirol in die Schweiz exportiert, wo sie beim Bestandsaufbau der Bündner Strahlenziege eingesetzt wurde. Da die Schweiz bei der Ziegenzucht in Europa eine Vorreiterrolle einnimmt, dürften die Züchter der Pinzgauer Strahlenziege über hervorragende Zuchttiere verfügt haben. Wie aus Schilderungen über die Almwirtschaft der 1930er-Jahre bekannt ist, wurde damals in den Tauerntälern ungefähr gleichviele Ziegen wie Rinder gealpt, da man die Ziegenmilch zusammen mit der Kuhmilch für die Käseherstellung benötigte.
Bis in die 40er-Jahre des 20. Jahrhunderts war sie in den Salzburger Gebirgsgauen häufig. Die während der NS-Zeit angestrebte Rassenbereinigung wurde aber auch den heimischen Ziegenrassen zum Verhängnis. Haltung und Züchtung der Pinzgauer Strahlenziege wurden damals verboten.
Erst im Jahr 2002 setzte man erste Erhaltungsmaßnahmen, initiiert von der ARCHE AUSTRIA – Verein zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen – und unterstützt vom Salzburger Landesverband für Schafe und Ziegen. Dadurch gelangen auch die Anerkennung als hochgefährdete Ziegenrasse durch die ÖNGENE (Österreichische Vereinigung für Genreserven) und die Aufnahme in die Liste der geförderten Haustierrassen der Agrarumweltmaßnahmen (ÖPUL 2007).
Gegenwärtig werden die Pinzgauer Strahlenziegen – leider nur vereinzelt – in Osttirol, im Tiroler Oberland, in der Südtiroler Grenzregion zu Nordtirol und im Bundesland Salzburg gehalten. Eine der engagierten Züchterinnen ist Ruth Wallner in Wörth.
Literatur
- Seltene Nutztiere der Alpen. 7000 Jahre geprägte Kulturlandschaft. Verlag Anton Pustet 2014, ISBN 978-3-7025-0744-2