Mittelbahnsteig des Salzburger Hauptbahnhofs

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Der verbaute südliche Teil des Hauptgebäudes 2008

Der Mittelbahnsteig des Salzburger Hauptbahnhofs war von 1909 bis 2009 ein zentrales Element dieses Verkehrsknotenpunktes.

Geschichte

Mittelbahnsteig von Osten (Schallmoos) gesehen, 2008
Die renovierte Stahlhalle 2012

Im Zuge des seit 1898 geplanten und ab 1906 von Ladislaus Friedrich von Diószeghy, Architekt und Inspektor der k.k. Staatsbahnen, umgesetzten Um- und Ausbaus des Salzburger Hauptbahnhofs wurde in den Jahren 1907 bis 1909 ein sogenannter Mittelperron errichtet. Der Umbau war durch die Eröffnung der Tauernbahn notwendig geworden. An seinen Stirnseiten endeten jeweils vier Gleise. Damit wurde aus dem ursprünglichen Durchgangsbahnhof ein Verbundbahnhof, der die Formen eines Durchgangsbahnhofs mit denen eines Kopfbahnhofs verband. Er war damit neben den Bahnhöfen Bischofshofen und Bahnhof Selzthal(Steiermark) einer von nur drei Bahnhöfen in Österreich, die über einen bebauten Inselbahnsteig verfügten. Heute ist einzig jener in Selzthal noch erhalten.

Die Arbeiten am 52 m breiten und ca. 165 m langen Mittelbahnsteig begannen am 19. Februar 1907. Schon im September 1908 erfolgte die Teileröffnung auf der österreichischen Seite, Mitte Jänner 1909 wurde auch die bayerische Zollabfertigung fertiggestellt. Im März 1909 wurde der Restaurationsbetrieb eingeweiht.

Der Mittelbahnsteig wurde mit einer auf schräg gestellten Rollensätzen beweglich lagernden Stahl- und Glaskonstruktion überbaut, die durch ein Restaurationsgebäude in zwei Teile getrennt wurde. An den südlichen, kleineren Teil, der auch die Stiegen zum Aufnahmsgebäude des Salzburger Hauptbahnhofs beherbergte, schlossen sich kleinere Revisionsgebäude und die Zollabfertigung für den Verkehr nach Bayern an. Im Osten und Westen wurde der Mittelbahnsteig von niedrigeren Seitenhallen eingefasst.

Der Mittelbahnsteig wurde über drei Tunnel vom Hauptgebäude her erschlossen. Der nördliche führte durch den Seitenanbau des Aufnahmegebäudes direkt zur Restauration I. und II. Klasse, der mittlere endete in einem breiten Stiegenaufgang zur Halle zwischen Restauration III. Klasse und der bayerischen Zollabfertigung. Der südliche Tunnel führte direkt zum bayerischen Teil des Bahnhofs.

Das Hauptgebäude teilte sich in einen dreigeschoßigen mittleren Teil und beidseitig anschließende zweistöckige Seitenflügel mit flachen Satteldächern. Im Norden schlossen sich noch Toilettenanlagen und ein eingeschoßiger Bau mit Aufenthaltsräumen für Bahnbedienstete an. Auch eine Post, Kassen oder ein Friseur waren hier untergebracht. Im nördlichen Seitenflügel war die Restauration I. und II. Klasse untergebracht, im südlichen jene der III. Klasse. Beide Gebäude waren gleich groß (ca. 24 x 14 Meter) und hatten keine Zwischendächer, sie hatten also eine doppelte Raumhöhe. Im Mittelbau waren im Erdgeschoß Warteräume, ein Speisesaal und eine Anrichte untergebracht. Im ersten Stock befanden sich die Küche und die Vorratsräume. Im 2. Obergeschoß waren Sozialräume für die Bediensteten der Restaurants.

Erst die Bombardements gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, die unter anderem den Mittelbahnsteig stark beschädigten, zwangen die Bahn zu umfangreichen Umbauten am Gebäude. Der Wiederaufbau wurde zwischen 1945 und 1950 vom Architekten Anton Wilhelm übersehen. Im nördlichen Seitenflügel wurde eine Zwischendecke eingefügt, um im ersten Stock weitere Personalräume unterbringen zu können. Der Saal darunter wurde wieder als Restaurant genutzt und am 18. Februar 1948 wieder eingeweiht. Er ging auf Grund seiner Wandvertafelung aus Adneter Marmor als "Marmorsaal" in den lokalen Sprachgebrauch ein.

Auch im südlichen Seitenflügel wurde eine Zwischendecke eingezogen, die Räume im ersten Stock blieben aber bis zuletzt ungenutzt. Die Warteräume III. Klasse wurden um Flächen für Kioske, Zimmervermittlung und Bahnhofsmission erweitert. Im Mittelteil wurde die Küche ins Erdgeschoß verlegt. Auch der bayerische Teil wurde umgestaltet und am nördlichen Ende um Kioske (Trafik, Blumengeschäft, Stehbuffet) erweitert.

Im Zuge der Olympischen Sommerspiele in München 1972 wurde die östliche Seitenhalle entfernt, um für eine Gleiserweiterung Platz zu machen. Neben der Seitenhalle fiel diesem Umbau auch die österreichische Zollabfertigungshalle zum Opfer. Der Mittelbahnsteig wurde durch diesen Umbau auf 43 Meter verschmälert.

Im Laufe der Jahre wurden der Mittelbahnsteig und seine Gebäude immer wieder den sich verändernden Erfordernissen der Bahnkunden angepasst, ohne dabei auf die historische Bausubstanz Rücksicht zu nehmen. Es wurden Automaten und Reklametafeln angebracht, der Wartesaal III. Klasse komplett verbaut (zuletzt waren hier eine Buchhandlung, eine Bank, ein Euroshop und die ÖBB Lounge untergebracht), der historische helle Belag durch einfachen Asphalt ersetzt.

Im November 2009 begann der Abriss des Mittelbahnsteigs. Davor waren die beiden Säle geräumt und der Marmorsaal in der ehemaligen Lokremise in Bischofshofen eingelagert worden. Er steht dort zum Verkauf. Die Stahldachkonstruktion wurde millimetergenau vermessen und danach in 2 000 Einzelteile zerlegt und zur Lagerung nach Polen transportiert. Sie wurde ab 2011 über den neuen Bahnsteigen 2-5 wieder aufgebaut und in den neuen Bahnhof integriert.

Quelle

  • Gobiet, Ronald (Hrsg.): "Der neue Salzburger Hauptbahnhof. Stationen seiner Geschichte von 1860 bis 2014. Salzburger Beiträge zur Kunst und Denkmalpflege Bd. VI", Verlag Anton Pustet, 2012


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