Jazzfestival Saalfelden
Das Internationale Jazzfestival Saalfelden ist ein Musikfestival, das jährlich Ende August in der Pinzgauer Stadt Saalfelden am Steinernen Meer stattfindet und sich seit 1978 zum wohl bedeutendsten Jazzfestival Mitteleuropas entwickelt hat.
Spielstätten
Seit dem Neustart 2006 ist das Festival aus der ehemaligen Zeltstadt im Ortsteil Ramseiden in das Zentrum Saalfeldens am Steinernen Meer übersiedelt. Bespielt werden das Congress Saalfelden (Main Stage), das Kunsthaus NEXUS (Short Cuts), ein Zelt am Rathausplatz für die kostenlosen Jazzkonzerte und die Steinalm, der Berggasthof Huggenberg, die Alte Schmiede, der Landgasthof Schatzbichl und 2009 neu der Vorderkühbühelhof für kostenlose Alm Konzerte. Mit der Übersiedlung ist das Jazzfestival auch näher an die Saalfeldner Bevölkerung gerückt, denn während das Festival von jeher künstlerisch unumstritten war, so konnte es sich in der Zeltstadt doch nie in die Herzen der breiten Bevölkerung spielen. Gerade die Konzerte am Stadtplatz bei freiem Eintritt haben dies nun grundlegend verändert.
Leitung
Während das Jazzfestival Saalfelden bis 2004 lange Jahre privat organisiert wurde und seit 2002 von der Jazz Saalfelden GmbH geleitet wurde, ist seit dem Neubeginn 2006 der Tourismusverband Saalfelden am Steinernen Meer für die wirtschaftlichen Belange der Veranstaltung verantwortlich. Dessen damaliger Geschäftsführer Christian Kresse gilt allgemein als Retter des Festivals, inzwischen werden nach Kresses Abgang Richtung Kärnten seine Agenden von Marco Pointner wahrgenommen. Die Programmierung lag davon unabhängig bis 2017 in den Händen der Intendanten Michaela Mayer und Mario Steidl vom Verein ZZM (Zentrum für Zeitgenössische Musik).
Aktuell ist von Seiten des Tourismusverbands Daniela Neumayer mit der Produktionsleitung betraut, die künstlerische Leitung obliegt nach wie vor Mario Steidl.
Geschichte
Die ersten "Drei Tage Jazz" Saalfelden gingen bei eiskaltem Wetter vom 19. bis 21. Mai 1978 auf der Wiese der "Ranch" über die Bühne. Die "Ranch" galt den braven Bürgern als ein extrem anrüchiges Lokal. Es spielten Irene Schweizer, das Leroy Jenkins Trio, die Neighbours, Mandala, das Cecil Taylor Sextet, das Vienna Art Orchestra & die Bürgermusik Saalfelden, das Gerhard Hermann Quartet, das Vienna Art Orchestra und das Clifford Thornton Sextet. Verantwortlich für die Realisierung des Festivals waren Peter Tschulnigg und Stefan Hinterseer. Beteiligt war auch einer der ersten Jazzpioniere des Pinzgaus, Hannes Kirchmayr.
Ab 1979 wurde Gerhard Eder in der Organisation federführend. Als Intendant des "Internationalen Jazzfestivals Saalfelden" zeichnete Eder auch für dessen Entwicklung von Jazztagen im kleinen Rahmen zu einem der größten und auch bedeutendsten Jazzfestivals in Europa verantwortlich. Diesen Ruf trugen dem Festival sowohl die Dichte des Programms als auch sein Fokus auf innovative Projekte ein. An drei Konzerttagen im Hauptzelt bot das Festival meist in sechzehn Konzerten einen Überblick über aktuelle Strömungen. Die Nebenreihe "Short Cuts", ab 2002 im Kunsthaus NEXUS zu Hause, diente als kammermusikalisches Experimentierfeld. Im Gegensatz zu anderen europäischen Festivals wurde unter Eders Intendanz in Saalfelden am Steinernen Meer das Experiment groß geschrieben. Improvisation, zeitgenössische (komponierte) Musik und Electronic hießen musikalische Hauptsäulen.
Mehrmals stand das Festival wegen finanzieller Schwierigkeiten kurz vor dem Aus. 80% des Budgets - das 2003 zum 25-Jahr-Jubiläum knapp 900.000 Euro betrug - mussten frei finanziert werden. Die Ausgabe 1989 fiel dem fehlenden Geld zum Opfer. Die 2002 gegründete Jazz Saalfelden GmbH sollte die Organisatoren vom Damoklesschwert der Privathaftung befreien, zwei Jahre später kam der Super-GAU:
Am 25. März 2004 wurden vom Aufsichtsrat der Jazz Saalfelden GmbH die Verträge mit Festivalgründer und Intendant Gerhard Eder und der zweiten Geschäftsführerin Ursula Windhager gelöst. Ihnen wurden Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung vorgeworfen. Im April wurde Michaela Mayer als Nachfolgerin präsentiert. Das Festival 2004 ging ohne Probleme über die Bühne, aber die Altlasten verhinderten ein Budget für das Festival 2005. Ende 2005 einigten sich der Verein ZZM und der Tourismusverband Saalfelden am Steinernen Meer auch mit Hilfe deutlich erhöhter Subventionsgelder von Land und Bund auf eine Neuverteilung der Aufgaben bei der Organisation des Festivals.
Die 30. Auflage des Festivals fand von 27. bis 30. August 2009 statt und bot 31 Konzerte an acht Spielstätten. Das Festival war am Samstag und Sonntag ausverkauft, insgesamt kamen 25.000 Besucher, zahlreiche weitere verfolgten die Konzerte gratis vor der Video-Leinwand in der Gastro-Meile. Künstlerische Höhepunkte waren Free-Jazz-Erfinder Ornette Coleman, die französische Formation Zakarya, der äthiopische Saxofonist Getatchew Mekuria oder Oliver Lake und sein "Reunion Trio".
Das 32. Festival 2011 lockte 15 000 Besucher zu 31 Konzerten, für die ein Gesamtbudget von knapp 700.000 Euro notwendig war[1].
Das Jazzfestival und Corona
2020 konnte das Festival trotz Corona mit 38 Konzerten an elf Spielorten stattfinden.
Erstmals nach 41 Jahren gastierte das Jazzfestival Saalfelden im Corona-Jahr 2020 mit mehreren Konzerten in der Dekanatspfarrkirche. Die Musik kam vom Trompeter Lorenz Raab, dem Vibrafonisten Franck Tortiller und dem Gitarristen Philipp van Endert. Die Offenheit von Dechant Alois Moser, sein Schulterschluss mit dem Intendanten des Festivals, Mario Steidl, erwiesen sich für beide Seiten als glückliche Fügung. Das Experiment wird wohl zur fixen Einrichtung. Außer Zweifel steht aber: an der Akustik im Kirchenschiff muss gefeilt werden.
Jeder der 2 200 Besucher musste online registriert, der zugewiesene QR-Code beim Ein- und Austritt gescannt, ein Ticket vergeben, der Sitzplatz nach jedem Konzert desinfiziert, das Tragen der Schutzmasken kontrolliert werden. Das Team des Tourismusverbandes (Veranstalter) leistete mit Direktor Marco Pointer und Produktionsleiterin Daniela Neumayer eine hervorragende Arbeit. Es gab viel Anerkennung, auch seitens der, vom Wust an Regeln "gequälten" Besucher. Die Freude, dass in Zeiten wie diesen der Mut für die Ausrichtung eines Festival aufgebracht wurde, war bei Künstlern und Publikum groß. Der "Würgegriff" der Vorschriften erwies sich in der Praxis als atemberaubend.
2021 musste das Programm drei Mal wegen der Pandemie geändert werden. Schließlich erstreckte sich das Programm des 41. Jazzfestival Saalfelden über sieben Tage mit 63 Konzerten. Dank strenger Kontrollen und Registrierung jedes einzelnen Gasts auch bei den Gratiskonzerten blieb das Festival mit 10.000 Besuchern ohne Coronafall.
3 Tage Jazz
Unter dem Titel des ursprünglichen Festivals wurde 2016 eine zweite Veranstaltungsreihe etabliert, die an drei Tagen im Jänner 7-10 Konzerte bietet. Bespielt werden hier das Bergbaumuseum Leogang und das Kunsthaus NEXUS in Saalfelden. In den Coronajahren 2021 und 2022 musste das Sidefestival nach fünf Auflagen pausieren, für den Jänner 2023 ist die sechste Auflage geplant.
Weblinks
Quellen
- Salzburger Nachrichten
- Homepage des Festivals
- Salzburger Woche, Ausgabe Pongauer Nachrichten, 27. August 2020
Einzelnachweis
- ↑ Salzburger Woche, Ausgabe Pinzgauer Nachrichten, 1. September 2011