Hagenauer - über den Namen, seine Herkunft, seinen Wandel und seine Bedeutung

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Dieser Artikel behandelt den Namen des Geschlechts der Hagenauer, seine Herkunft, seinen Wandel und seine Bedeutung.

Ursprung und Wandel

Im Jahr 994 wurden die Hagenauer als edles Geschlecht von Hagenau ("stirps nobilis de Hagenau") mit dem Freisinger Bischof Gottschalk von Hagenau erstmals urkundlich erwähnt. Der Familienname "von Hagenau" (oder "de Hagenau") leitet sich von ihrem Stammsitz Hagenau ab, der sich nördlich von Freising (Bayern) in der Nähe von Schrobenhausen befand. Aus den Urkunden selbst ist allerdings nicht ersichtlich, ob mit "von Hagenau" das so genannte Stammgebiet Hagenau oder der gleichnamige Edelsitz Hagenau gemeint war. Der Beinamen "von Hagenau" war vorerst eine reine Bezeichnung ihrer Herkunft, doch scheinen die Herren von Hagenau seit der Erblichkeit der Lehen im Jahr 1037 "von Hagenau" nun als festen Familiennamen geführt zu haben, um ihre Erbansprüche geltend machen zu können.

Vom 11. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts hatte sich die deutsche Sprache (durch Lautverschiebung, Diphthongierung, Monophthongierung etc.) vom Mittelhochdeutschen zum Frühneuhochdeutschen gewandelt. Im Laufe dieses Sprachwandels hatte sich auch die (vom jeweiligen Dialekt geprägte) Aussprache sowie der damit verbundene Schreibmodus des Geschlechternamens der Herren von Hagenau von "de Hagenau" zu "Hagenauer" geändert. Nach dem Salzburger Regestenforscher und Historiker Abt Willibald Hauthaler kann man an Hand von Urkunden den schrittweisen Wandel des Namens weitgehend nachverfolgen. Der Name hatte sich von "de Hagenau" über "de Hagenaw", "de Hagenawe", "de Hagenowe", "de Hagenova", "Hagenower", "Hagenowaer", "Hagenawer" in "Hagenauar" geändert, um schließlich als "Hagenauer" unverändert zu bleiben (siehe auch hier). Vereinzelt tauchen in manchen Urkunden veraltete oder (durch lokale Dialekte bedingte) abweichende Schreibweisen auf, wie zum Beispiel "de Hagenavv" oder "Hagnawer".

Seit Ende des 14. Jahrhunderts begannen sich einige Hagenauer sowohl "de Hagenau" als auch "Hagenauer" zu nennen. Gleichbedeutend mit dem Vorwort "de" (oder von), damals eine reine Herkunftsbezeichnung und noch keine Adelsbezeichnung, war die Endsilbe "-er". Somit war die Bedeutung der Namen "de Hagenau" (von Hagenau) und "Hagenauer" ident. Ab dem 15. Jahrhundert scheinen alle Familienmitglieder der Herren von Hagenau endgültig nur mehr mit dem Suffix "-er" als "Hagenauer" auf. Die gleiche Form der Namensänderung findet man auch bei anderen alten Familien, wie zum Beispiel beim Geschlecht der Breuner, der Galler, der Kulmer, der Rosenberger oder der Vintler. Dort wurde aus dem Herkunftsnamen "von Prein" "Preiner" (Breuner), aus "von Gauel" "Galler", aus "von Chulm" "Kulmer", aus "von Rosenberg" "Rosenberger", und aus "von Vintel" "Vintler". Diese Namensänderung verblieb dort, wo es sich um die Herkunft aus einer Gegend oder einem Gut und nicht von einem Ort handelte. Die deutsche (mit "von" bedeutungsgleiche) angehängte Herkunftsendung "-er" ist mit den angehängten Endungen -i, -y bei ungarischen Geschlechtern vergleichbar. So zum Beispiel bei den alten ungarischen Familien Apponyi (von Oponice), Batthyány (von Battyán), Esterházy (de Zerhásház), Erdődy (von Erdöd) oder Zerdahelyi (von Zerdahely), wo der Familienname ebenfalls von einem Herkunftsort oder Gut abgeleitet worden war.

Viele Familien aus altem Adel schrieben sich bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts ohne das adelige Prädikat "von". Ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurde das Verhältniswort "von" zunehmend zum Adelsprädikat. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden manche Hagenauer in Salzburger Urkunden auch als "Hagenauer de Hagenau" (von Hagenau) bezeichnet, obwohl sie nicht aus der Hagenau stammten. Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts wurde Mitgliedern des Geschlechts das Recht zugestanden, das Adelsprädikat "von" zu führen. Seither tauchen sie in weltlichen Urkunden als "de Hagenauer" (bzw. von Hagenauer) und seit der Baronisierung ab dem 19. Jahrhundert als "Baroni Hagenauer" (bzw. Barone Hagenauer) sowie als "Baroni de Hagenauer" (bzw. Barone von Hagenauer) auf. Im Genealogischen Handbuch des Adels werden sie als "aus dem Hause der Barone Hagenauer" geführt. In lateinischen Urkunden der Kirche werden sie als "ex stirpe nobilium de Hagenau" (aus dem edlen Geschlecht von Hagenau), "stirps nobilis de Hagenau" (das edle Geschlecht von Hagenau), "Nobili de Hagenau" (die Edlen von Hagenau), "Nobili Hagenauer" (die Edlen Hagenauer = die Edlen von Hagenau), "Nobili de Hagenauer" (die Edlen von Hagenauer), "Nobili dei baroni Hagenauer" (die Edlen der Barone Hagenauer) und "Nobili dei baroni de Hagenauer" (die Edlen der Barone von Hagenauer) genannt.

Bedeutung

Hagenau ist ein Herkunftsname (Flurname) und setzt sich aus den Begriffen Hagen und Au zusammen, die beide germanische Wurzeln (haga und awjo) haben. Hagen leitet sich von dem althochdeutschen Wort hagan ab, was soviel wie "Hain, Einhegung" bedeutet. Hag wiederum geht auf den germanischen Begriff haga/ hagaz, auch hagjô, hagjôn "Umzäunung", "Gehege" zurück, und umfasst auch den Begriff "Schutz" wie in hegen und behaglich. Unter Hagen verstand man folglich das Umfrieden bzw. die Umfriedigung eines Geländes durch gekapptes Buschholz oder eine lebende Hecke. Hierzu dienten dornige Sträucher wie Hagedorn (Weißdorn), Hagerose (Hunds-Rose) oder stark verwachsende Pflanzen wie die Hagebuche (Hainbuche), etc..

Das Wort Au (von Wasser durch- oder umflossenes Land) läßt sich auf das germanische Wort awjo (zum Wasser gehörig) zurückführen. Der davon abgeleitete althochdeutsche Begriff Awa (Owa) wandelte sich im Mittelhochdeutschen zu Ouwe, um schließlich als Begriff Au oder Aue unverändert zu bleiben. Unter Au versteht man eine fruchtbare und ebene Flusslandschaft, die für eine Niederlassung bei frühen Urbarmachungen und Besiedlungen ideale Voraussetzungen mit sich brachte. In diesem umfriedeten Gelände stand meist ein Hof, ein Gehöft, ein Weiler oder eine Mühle. In der Grenzlandschaft wurden diese Gebäude später oft mit einem Turm zu einer (vorerst meist hölzernen) Feste ausgebaut. Somit verstand man unter Hagenau eine umzäunte Au, genauer gesagt ein mit "Buschholz begrenztes Land bei einem Fluß".

Die Semantik des Namens Hagenau stimmt sowohl mit dem (redenden) Stammwappen, als auch mit der historischen Rolle der Herren von Hagenau überein. Das Hagenauer Stammwappen ist ein Hagenstrauch auf einem Dreiberg (1671 durch zwei seitlich auffliegende Adler vermehrt), wobei der Strauch für Hagen und der Dreiberg für eine Landschaft, in dem Fall eine Au, steht. Die Verantwortung der Herren von Hagenau (als meist kirchliche Vögte) bestand in der Verwaltung neuer Gebiete, was auch die Aufsicht über Rodung, Urbarmachung, Pflege und Christianisierung beinhaltet hatte. Also dem "Hagen" neuer Territorien im altbayrischen Grenzgebiet (östlich und südöstlich vom heutigen Bayern). Dabei waren die Hagenauer stets in "Auen" bei Flüssen (Paar, Amper, Moosach, Isar, Perschling, Traisen, Inn, Saalach, Salzach, Donau) angesiedelt.

Leitnamen

Die Leitnamen derer von Hagenau (bzw. Ableitungen dieser Namen) waren vorerst Reginbert, Erchenbert, Hartwich, Guntpold und Ulrich. Ab dem 12. Jahrhundert waren die Leitnamen der Hagenauer Leopold (Leutold), Arnold, Otto und Heinrich. Ab dem 14. Jahrhundert findet man vorwiegend Georg, Konrad, Johannes und Stephan wieder, später zunehmend auch die Namen Lorenz, Sebastian, Wolfgang und Paul.

Joseph Ernst Ritter von Koch-Sternfeld unternahm in seiner 1848 erschienenen Publikation "Die Dynastie von Hagenau" den Versuch, an Hand der frühesten Leitnamen (Reginbert, Erchenbert, Hartwich etc.) und nach der Lage der Erbgüter, die Abstammung des Geschlechts der Hagenauer zu erforschen. Er konnte die Linie der Herren von Hagenau (die erstmals 994 unter diesem Namen erwähnt wurden) bis ins 8. Jahrhundert zu dem 764 urkundlich erwähnten Reginbert und seinem Bruder Irminfried zurückführen. Jener Reginbert (Reginperht), den Koch-Sternfeld als einen aus dem Geschlecht der Herren von Hagenau bezeichnet, wurde als Stifter und erster Abt des Klosters Scharnitz des Bistums Freising 764 beurkundet. Dieses St. Peter und Paul geweihte Kloster wurde vor 763 durch Reginperht, der an der Isar, im Rotthale und an der Gurten begütert war, und dessen Bruder Irminfried (Iring, Isengrim) gegründet. Reginbert und Irminfried werden heute als Mitglieder der dort ansässigen adeligen Sippe der Huosi (altes bayerisches Hochadelsgeschlecht) gesehen, denen Koch-Sternfeld die Hagenauer als Ast der Andechs zu Hohenwart zugeordnet hat. Irminfried setzte das Geschlecht fort, dem auch "ein Erchenwert am Inn und ein Hartwich zu Seeon und jenseits der Drau angehören. Reginbert comes et filius eius Radolt anno 927. Reginbert comes, Rostmut uxor, Rapoto et Fridericus filii anno 963 (Histor. Frising. und Cod.)." (Koch-Sternfeld)

Quelle

  • alle Quellenangaben siehe Hauptartikel Hagenauer