Grand Hotel de l'Europe (Bad Gastein)

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Das Grand Hotel de l'Europe im Februar 2007.
Das Hotel vom Ortszentrum aus gesehen. Aufnahme 1997.
Das Grand Hotel im Winter 1997.
Das Hotel Weismayr (links) und das Grand Hotel de l'Europe 2021.

Das Grand Hotel de l´Europe in Bad Gastein liegt im Zentrum des Kurortes an der Kaiser-Franz-Josef-Straße. Es stammt aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts und zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Gemeinde.

Geschichte

Mit seinen zehn Stockwerken gehörte es bei seiner Eröffnung zu den größten und modernsten Hotels während der Monarchie Österreich-Ungarns und zu den wenigen Nobelhotel-Großbauten dieser Zeit. Im Laufe der Geschichte logierten in dem prunkvollen Hotelkomplex Staatsoberhäupter, Mitglieder verschiedener Königsfamilien und sonstige Größen der Gesellschaft.

Am 5. Juni 1915 stieg Großherzogin Alice von Toscana, geborene Prinzessin von Parma, Gemahlin von Großherzog Ferdinand IV., im Grand Hotel ab, um Verwundete des Ersten Weltkriegs zu besuchen und eine dreiwöchige Gasteiner Badekur zu machen.[1]

Der Hotelbetrieb wurde Mitte der 1990er-Jahre eingestellt und die Zimmer zu Ferienappartements umgestaltet. Im prunkvoll ausgestatteten Erdgeschoss befand sich bis 12. September 2015 das von der Casino Austria AG betriebene Casino Bad Gastein.

Baugeschichte

Durch den Bau der Tauernbahn, die das Gasteinertal und den mondänen Kurort an das internationale Eisenbahnnetz anschloss, kam es in Bad Gastein zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer gesteigerten Bautätigkeit. Eines der schönsten und zu seiner Zeit mit 160 Zimmern das größte und modernste Hotel des gesamten Tales war das Grand Hotel de l'Europe von KR Viktor Sedlacek, der in seiner Heimatstadt Linz bereits die dortige Bahnhofsrestauration betrieb. Der Unternehmer erkannte die sich durch den Bahnanschluss ergebenden neuen Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für den Fremdenverkehr und investierte rund 2,2 Millionen Kronen allein in Bau und Ausstattung seines Hotelprojektes. Das für den Bau benötigte Grundstück an der Kaiser-Franz-Josef-Straße erwarb er 1906 von Anna Pauline Freifrau von Schröter.

Geplant und ausgeführt wurde der Bau des späthistoristischen – seit 1980 denkmalgeschützten - Gebäudes vom Linzer Dombaumeister Matthäus Schlager. Die Errichtung selbst fiel in die Jahre von 1906 bis 1909. In welchen Dimensionen sich das Großbauprojekt bewegte, zeigt, dass allein für die Anlieferung des Baumaterials 858 Eisenbahnwaggons nötig waren. Zur Realisierung des Hotelkomplexes, dessen Untergeschosse an den westlichen Bergabhang gebaut wurden, waren zudem massive Sprengarbeiten notwendig, die den gesamten laufenden Kurbetrieb erheblich beeinträchtigten. Für diese Sprengarbeiten und auch für sonstige Bauarbeiten wurde ab 1907 bis zur Fertigstellung auf die damals führende Gasteiner Baufirma Angelo Cominis zurückgegriffen. Die Eröffnung des Hotels folgte am 29. Mai 1909.

Nach dem Tod des Gründers Viktor Sedlacek übernahm 1937 dessen Sohn Rudolf Sedlacek die Geschäftsleitung. Nach dessen Tod übernahm der Bruder Alfred die Geschäftsleitung.

Südlich des Hauptgebäudes ist ein bei der Linzer Kunstschlosserei Ferdinand Thilo in Auftrag gegebener Jugendstilpavillon angeschlossen, dessen Planung nach heutiger Erkenntnis Leopold Führer, einem Schüler des Wiener Ringstraßenarchitekten Otto Wagner, zugerechnet wird.

Umbaupläne 2006

2006 wurden von den Betreibern Pläne bekanntgegeben, die anstelle des Pavillons einen neuen und modernen elfgeschossigen Glasturm vorsahen, der das Hotel de l´Europe mit dem Hotel Weismayr verbinden sollte. Nach öffentlichem Widerstand stellten die Betreiber diese Pläne, die das Bad Gasteiner Ortszentrum vom 20. nunmehr auch in das 21. Jahrhundert geführt hätten, wieder ein.

Literatur

  • Heinrich Zimburg: 50 Jahre Grand Hotel de l'Europe Bad Gastein. St. Johann im Pongau 1959.

Weblinks

Quellen

  • Manfred W. K. Fischer u. a.: Historische Wirtschaftsarchitektur in Salzburg. Herausgeber Roland Floimair. Verlag Anton Pustet. Salzburg – München 1997. ISBN 3-7025-0354-4
  • Laurenz Krisch: Angelo Comini. Der bedeutendste Baumeister in der Geschichte Bad Gasteins. Schriftenreihe des Gasteiner Museums. Selbstverlag des Gasteiner Museums. Bad Gastein 1997
  • Friedrich Achleitner (Hrsg): Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Band I: Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg. Residenz Verlag Salzburg 1980. ISBN 3-7017-0248-9. Seite 220.

Einzelnachweis

  1. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 8. Juni 1915, Seite 7