Gandl-Geigen

Aus Salzburgwiki
Version vom 4. November 2018, 23:50 Uhr von Peter Krackowizer (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „Amadè“ durch „Amadé“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gandl-Geige aus dem Jahr 1754

Die Gandl-Geigen sind Teil des Goiserer Geigenbaus, der auf der Internationalen UNESCO Liste der immateriellen Kulturgüter steht.

Allgemeines

Die ausgewählte Volkskulturlandschaft des inneren Salzkammergutes brachte immer wieder Persönlichkeiten der Volksmusik und des Volkstanzes hervor. Im "Yschlland", dem Oberen Salzkammergut, waren die Geigen- und Lautenmacher beheimatet. Die Großbürgerlichen Familien, Künstler, Musiker und Adelige im Umkreis der kaiserlichen Residenz in Bad Ischl erfreuten sich der heimatlichen Melodien der "Tanzlgeiger" und "Spielleute". Viele dieser Motive der Landla, Steirer, Schuhplattler, wurden in großen Kompositionen als Violinmusik umgewandelt. Aufzeichnungen und Niederschriften dieser Tonfolgen sind kaum vorhanden gewesen, selbe wurden meist nur als Volksüberlieferung von Geige zu Geige weitergegeben. Der variantenreiche "Landla" mit dem "Weis anstimmen, dem Paschen, Stampfen, Treten, dem Wechselschritt, dem Zsamtanzen, den Landlagstanzln" ist eines der ältesten Volksmusikstücke.

Die Spielleute waren früher keine Berufsmusiker, sie waren Liebhaber, Gelegenheitsmusiker, aus Freude und Lust zur Sache, meist ohne Entgelt für Spenden im Hut, Kost und Quartier. Arme Schulgehilfen waren fast immer auch Auf-, Vor- und Zugeiger. Auch Anton Bruckner hat erst in Windhaag bei Freistadt, als Hilfslehrer aufgegeigt, bevor er die Melodien in seinen Kompositionen verewigte. Gespielt wurde auswendig. Der alte Geiger unterrichtete seine Schüler erst im "Überdrüber und Zubigeigen", große Geschicklichkeit war in der Schnelligkeit, im Scharitzen und Kratzen der Augenblicksschöpfungen gefragt.

Verschiedene Holzsorten ergeben den besonderen Klang der Geige. Schon das Schlagen des Holzes nach den Regeln des Mondstandes, wie einer gut gewachsenen feinjährigen Fichte, bei der die eng liegenden Jahresringe der Decke und die schöne Maserung des Ahornbaumes für den Klang des Wirbelkastenbodens ausschlaggebend sind, mussten Beachtung finden. Einen sehr positiven Einfluss hatte der Alterungsprozesses des Holzes von mehr als 200 Jahren. Alle Harthölzer wie Pappel, Weide, Kirschbaum fanden im Geigenbau Verwendung. Die kunstvoll gestaltete Schnecke über dem Griffbrett aus Ebenholz ist ein spezielles Kennzeichen der Geigenbauer der vielfältigen von Hand gefertigten Instrumente. Der Steg und der Stimmstock werden als "Seele" der Geige bezeichnet und bestimmen wesentlich die Tonlage des Klanges.

Jeder Geigenbauer hatte sein spezielles Wissen, welches er durch Klangerfahrungen weitergab. Auch der Bogen ist aus einem Spezialholz und mit Rosshaaren aus dem Schweif bestimmter Wildpferderassen bespannt. Damit die Saite beim Streichen schwingt wird der Ton der Violine, durch die Strich- und Zupfgeschwindigkeit weiter geben. Auch die Darmsaiten bergen viele Geheimnisse alter Zeiten.

Die Spielleute und Minnesänger des Mittelalters trugen diesen Melodienreichtum der Streichinstrumente von den Höfen der Adeligen im fernen Osten, Frankreich, Italien, Südtirol auch in das Salzkammergut weiter. Die Instrumente haben sich im Klangideal nicht wesentlich verändert, allerdings erweiterten aufgrund der großen Nachfrage im 19. Jahrhundert Manufakturen das Angebot.

Die Familienbande der Familie Gandl (Gändl) aus St. Wolfgang Markt 84, gehen bis 1400 zum Ulrich Gandl in Urschlag, 1520 Hans Gandl auf der Steinmauer, zum Gandlhof bey Yschl (1551), zu den Spielleuten Gandel Georg, Geigenmacher um 1640 in Goisern, und zu den berühmten Geigenbauern des 18. Jahrhunderts nach Goisern, um nur einige aus der Ahnenreihe der Spielmänner, der Goiserer – Lauten- und Geigenbauer Würth und Gastgeb wie Peckhen anzuführen.

Die Aufzeichnungen aus den Taufbüchern des Stammbaumes der Geigenmacherfamilie Gandl aus Goisern zeigen die Fruchtbarkeit der einstigen Ahnen auf. 13 Kinder und mehr waren damals keine Seltenheit. Einer der sieben Gandl Söhne (Johann, Josef, Franz, Georg, Leopold, Michael, Paul) im 18. Jahrhundert, Johann Paul, Sohn des Michael und der Geigenmacherin Maria Anna, wird später am 14. Juli 1806 als Bäcker auf dem Bürgerhaus St. Wolfgang Markt 84 mit der "Peckhengerechtigkeit" seit 1720 eingetragen, heute die Bäckerei Konditorei Cafe Gandl. Die verwitwete Geigenmacherin Maria Anna Gandl mit Sohn Johann Paul kam 1782 von Goisern nach St. Wolfgang und begründete mit ihrem siebenjährigem Sohn Johann Paul, die Fortsetzung der Familienlinie Gandl (Gändl) in St. Wolfgang im Salzkammergut.

Das Violinspiel wurde schon im frühen Kindesalter gelehrt, man denke nur an die Wunderkinder, an das Etüden üben wie auch an Wolfgang Amadé Mozart mit der kindgerechten Violinschule des Vaters Leopold von 1756. Große Künstler und Musiker bedienten sich der Goiserer Streichinstrumente, wie der Gandl-Geigen die über die Geigenstraße in die Welt der adeligen Königshäuser in Holland, Frankreich, Ungarn, USA kamen. Auch bei Geigenvirtuosen, Künstlern, Zigeunern Berufsmusikern, den Philharmonikern waren und sind diese Instrumente sehr begehrt.

Diese Berühmtheit brachte den Familien Reichtum und Wohlstand. Auch im Familienbesitz gibt es noch Gandl-Geigen. Auf einer dieser von "Johannes, Josephus Gändl, Lauten und Geigenbauer in Goisern anno 1754 " persönlich handgezeichneten Violine wird auch zu besonderen Anlässen noch heute gespielt.

Die Ausübung von Hausmusik mit der Jugend war immer ein besonders wichtiges Anliegen der Familie. Auf der Violine muss man sich die Töne suchen, erst durch diese Hörerziehung weiß man wie Musik im Zusammenspiel des Orchesters entsteht. Das "Backstubenorchester" war in der Fortführung der Geigenbauertradition und der Spielleute immer ein feststehender Bestand der Sippe in dem alle Musizierenden eingebunden waren.

Im Salzkammergut da kann man gut lustig sein, und in St. Wolfgang ist die Geige der Spielleute von Tanz, Musik, Liedgeschichte und Unterhaltung des geselligen Lebens nicht weg zu denken. Vieles hat sich durch die Jahrhunderte in der Überlieferung der Geigentradition im Ort erhalten. Im fröhlichen Zusammenspiel quer durch alle Musikgebiete und im Vorbild nacheifern, wie in der Beständigkeit der Musikerzeihung hängt der Himmel im Salzkammergut immer noch voller Geigen.

Weblinks

Quelle

Verfasser

  • Dieser Artikel wurde von Adele Sungler verfasst und als Word-Dokument an das Salzburgwiki gesandt.