Franz Posepny
Prof. František Franz Pošepný (* 30. März 1836 in Starkenbach, tschechisch Jilemnice, Böhmen; † 27. März 1895 in Wien) war ein tschechischer Montangeologe.
Leben
Pošepný studierte ab 1852 am Polytechnischen Institut in Prag, 1857–1859 an der Montanlehranstalt in Pribram (tschechisch Příbram), insbesondere bei Grimm, dessen Theorie über die Genese der Erzlagerstätten ihn stark beeinflusste. Das war dann auch der Grund zu langdauernden wissenschaftlichen Kontroversen. Ab 1859 war Pošepný im Staatsdienst (u. a. 1863–1865 der Geologischen Reichsanstalt in Wien zugeteilt). Dabei sammelte er wertvolle praktische Erfahrung durch das Studium verschiedener Lagerstätten (vor allem der von Kovács, Rodná und Raibl, Cave del Predil).
Von 1870 bis 1874 bekleidete er – durch eine abermalige Berufung nach Raibl unterbrochen – die für ihn geschaffene Stelle eines ungarischen Montangeologen und war danach – ab 1875 als Vizesekretär des Ackerbauministeriums – mit der Untersuchung verschiedener Erzlagerstätten (in Rauris und Kitzbühel und an anderen Orten) betraut.
Auf Pošepnýs Initiative wurden 1879 an den Bergakademie von Leoben und Přibram Lehrkanzeln für spezielle Geologie der Lagerstätten eingerichtet. Pošepný selbst erhielt diese Dozentur in Přibram (Bergrat), war 1882 ao. Professor und ab 1887 o. Professor für spezielle Geologie der Lagerstätten und für analytische Chemie. 1889 trat er in den Ruhestand und unternahm er ausgedehnte Studienreisen. Pošepný, auch im Ausland angesehen (u. a. Ehrenmitglied des American Institut of Mining Engineers), war ein hervorragender Kenner der österreichischen und ungarischen Erzlagerstätten, der seine reichen Erfahrungen in seinen – nicht publizierten – Geländebüchern sowie in vielen fundierten einschlägigen Monographien niederlegte.
Salzburgbezug
Er besuchte 1875 den Goldberggletscher am Goldberg in Rauris und sah vom Knappenhaus (2 345 m Seehöhe) aus den unter seinem Standort sich relativ flach von Süd nach Nord erstreckenden Gletscher.
Er kannte die Rauriser Bergbaugeschichte und wusste vom dramatischen Niedergang des Gold- und Silberbergbaues in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Er vermutete nun, dass der Gletscher unter seinem Aussichtspunkt in der kritischen Zeit (1560 bis 1600) zumindest ebenso gewesen mächtig war, nämlich bis zu (vermuteten) 100 m dick, und legte das Vordringen der Gletscher ganz allgemein als Ursache für den Niedergang des hochalpinen Bergbaues fest. Durch seinen diesbezüglichen Artikel in der renommierten und im deutschen Sprachraum weit verbreiteten Zeitschrift "Archiv für practische Geologie" (Wien 1880) erfuhr seine "Vergletscherungstheorie" große Bekanntheit und wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder zumindest mit der Kernaussage abgeschrieben – bis in die allerjüngste Zeit.
Quellen
- Fritz Gruber: Gold unter Gletschereis?. Der alpine Edelmetallbergbau in den Hohen Tauern und die sogenannte "Vergletscherungstheorie". Anhang mit Klimadaten seit 1501, hrsg. vom Montanverein "Via Aurea", Bad Hofgastein, 2018, 111 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen und weiterführender Literatur
- Österreichisches Biographisches Lexikon, ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 38, 1981), S. 219