Erstbesteigung des Broad Peak
Die Erstbesteigung des "Broad Peak" war eine bergsteigerische Höchstleistung, die den drei Salzburgern Marcus Schmuck, Fritz Wintersteller und Kurt Diemberger gemeinsam mit dem Tiroler Hermann Buhl am 9. Juni 1957 gelang. Sie fand im Rahmen der Karakorum-Expedition des Edelweiss-Clubs Salzburg statt.
Die Erstbesteigung
Marcus Schmuck und Fritz Wintersteller erreichten den 8 047 m ü. A. (später 8 051 m ü. A.) hohen "Broad Peak" ("Breiter Gipfel"), den zwölfthöchsten Berg der Welt im Staatsgebiet des heutigen Pakistan, um 17:05 Uhr, nach mehr als 13 Stunden Spurarbeit vom Lager III aus ohne Sauerstoffgeräte, ohne Hochträger, ohne Basislagerhilfe im Alpinen Stil. Kurt Diemberger und Hermann Buhl standen später am selben Tag auf dem Gipfel. Diese Aufstiegstechnik gilt auch heute in Alpinisten-Kreisen als einzig angemessene Methode - im Gegensatz zum "klassischen" Expeditionsstil, bei dem man einen Berg mit Tonnen an Material und Dutzenden Trägern regelrecht "belagert".
Erstmals hatten alle Mitglieder einer Expedition an einem einzigen Tag den höchsten Punkt eines 8 000ers erreicht.
1 800 Kilo Ausrüstung
Für Wintersteller - er konnte immerhin auf rund 250 Gipfelbesteigungen über 4 000 Meter ü. A. verweisen - war die erfolgreiche Erstbesteigung des "Broad Peak" das "schönste Erlebnis meiner Bergsteigerkarriere". Der Salzburger Marcus Schmuck hatte den durch den erfolgreichen Alleingang am "Nanga Parbat" 1954 berühmt gewordenen Hermann Buhl 1956 in Maria Alm getroffen. Man beschloss, gemeinsam den noch unerreichten "Broad Peak" in Angriff zu nehmen. Schmuck übernahm die Leitung der Expedition und formierte ein kleines Team. Dass die Alpinisten keinen zusätzlichen Sauerstoff verwenden und mit möglichst wenig Ausrüstung auskommen wollten, stand von Anfang an fest. Als Wintersteller und Diemberger im März 1957 mit dem Schiff und 1 800 Kilogramm Ausrüstung nach Karachi aufbrachen, war noch nicht klar, ob sie überhaupt die Erlaubnis für die Besteigung des "Broad Peak" erhalten würden. Als Alternative wurde damals der "Masherbrum" (7 821 m ü. A.) ins Auge gefasst.
Ab dem Basislager alleine
Bis zum Basislager am Gletscher in 4 900 Metern Seehöhe nahmen sie die Hilfe der einheimischen Träger in Anspruch, dann schleppten die vier Bergsteiger die Ausrüstung selbst. Sie war in Boxen zu 27 Kilogramm verpackt. Es war keine Seltenheit, dass die Alpinisten mit der nötigen Ausrüstung vom Hauptlager in einem Zuge zum Lager II in 6 400 Metern ü. A. aufstiegen.
Erster Gipfelsturm scheitert zwölf Höhenmeter vor dem Ziel
Am 29. Mai wagten die Bergsteiger erstmals den Versuch, vom Lager III in 6 950 Metern ü. A. den ersehnten Gipfel zu erreichen. Gegen 18:30 Uhr standen Diemberger und Wintersteller nach stundenlanger Spurarbeit auf dem Vorgipfel. Weil während des Aufstiegs Nebel aufgekommen war, konnten wir den Gipfel nicht mehr sehen., begründete Wintersteller den Entschluss, in 8 035 Metern so knapp vor dem Ziel wieder umzukehren. Die Expeditionsteilnehmer stiegen enttäuscht zum Basislager ab: Es war nicht klar, dass wir noch einmal eine Chance auf den Gipfel haben würden, erinnerte sich Wintersteller.
Brennstoff ging kurz vor dem zweiten Gipfelsturm aus
Doch die Österreicher gaben nicht auf, am 7. Juni erreichte die Expedition erneut das Lager II. Die Bedingungen haben gepasst, der Entschluss, es noch einmal zu versuchen, stand rasch fest, sagte Wintersteller. Dabei drückte ein Missgeschick auf die Moral der Teilnehmer: Am Nachmittag des Pfingstsamstag im Lager III stellten sie fest, dass sie keinen Brennstoff mehr zum Kochen von Tee hatten. Sie mussten mit der verbliebenen Flüssigkeit in den Thermoskannen auskommen. Nach einer kurzen, unruhigen Nacht ging es um 03:30 Uhr im Morgengrauen los. Marcus und ich haben uns beim Spuren ständig abgewechselt, wir waren wesentlich schneller als beim ersten Versuch. Nach dem Vorgipfel folgte noch ein anstrengender Marsch hinüber zum eigentlichen Gipfel in 8 047 Metern Seehöhe. Ich war nicht begeistert, als ich weit drüben den etwas höheren Ostgipfel erkennen muss, schrieb Schmuck über seine Gedanken, als er erschöpft nach fast 13 Stunden Gehzeit erst am Vorgipfel stand. Die beiden Alpinisten erreichten dann den höchsten Punkt um 17:05 Uhr. Während Schmuck und Wintersteller sich nach dem kurzen Aufenthalt am Gipfel des "Broad Peak" schon an den Abstieg machten, kamen Diemberger und Buhl nach. Alle vier Mitglieder der Expedition gelangten am selben Tag auf den Gipfel.
Hermann Buhl verunglückte bei der nächsten Expedition
Wie nahe Freude und Trauer in den höchsten Bergen der Welt beisammen liegen, zeigten dann die folgenden Tage. Die Expedition baute die Lager am "Broad Peak" ab und teilte sich, um weitere Gipfelziele anzusteuern. Diemberger und Buhl wollten auf die "Chogolisa" (7 665 m ü. A.), wo der erst 32-jährige Buhl in 7 300 Metern Seehöhe mit einer abbrechenden Schneewächte in den Tod stürzte und bis heute verschollen blieb.
O-Ton
Wir haben sofort zu arbeiten begonnen, erinnert sich Wintersteller. Ich habe einen Schneemann als Stativ gebaut und erste Bilder von der Bergwelt gemacht: zwölf Farb- und acht Schwarz-Weiß-Aufnahmen.
In Erinnerung ist Wintersteller die dünne Luft: Pro Schritt hab ich acht Schnaufer gemacht.
Marcus Schmuck (2005): Ein wortloser Händedruck war alles, was wir zum Ausdruck brachten
Das Tragen der Lasten und das Einrichten der Lager war für uns die beste Akklimatisation, erinnerte sich Wintersteller.
Quellen
- Salzburger Nachrichten (apa)
- www.broadpeak.at, diese Quelle war bei einer Überprüfung am 24. April 2021 nicht mehr verfügbar