Bankhaus A. Lammer & Co

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Kastnerturm und Bankhaus Spängler, wo früher das Bankhaus A. Lammer & Co untergebracht war

Das Bankhaus A. Lammer & Co war die einzige Bankgründung einer Frau in Österreich.

Geschichte

Auguste Caroline Lammer gründete am 15. Juli 1920 in Zell am See die Kommanditgesellschaft "Bankhaus A. Lammer & Co" zusammen mit Frank Whitehead aus der Industriellenfamilie Whitehead in Fiume (Rijeka), aus der auch die erste Frau von Georg Ritter von Trapp, die Schwester von Frank, Agathe Whitehead stammte. Dabei brachte Lammer ein Kapital von 100.000.-- Kronen, Whitehead zwei Millionen Kronen (heute ca. € 150.000.--) ein. Lammer erhielt am 12. März 1921 den für den Betrieb einer Bank notwendigen Gewerbeschein von der Bezirkshauptmannschaft Zell am See ausgefertigt. Am 25. März 1925 wurde ihr das Heimatrecht in der Marktgemeinde Zell am See verliehen.

Auguste Lammer hatte zuerst mit ihrer Bank schöne Erfolge. Sie war eine angesehene Frau und hatte Kontakt mit hochstehenden Persönlichkeiten, u. a. mit dem Salzburger Landeshauptmann Franz Rehrl. Sie beteiligte sich am Bau der Großglockner Hochalpenstraße mit der Zeichnung von 1 100 Stück Aktien mit dem Nominalwert von 100 Schilling je Aktie, sowie an der Schmittenhöhebahn mit fünf Prozent vom Aktienkapital (das waren 46.000 Schilling). Sie erhielt auch den Titel "Kommerzialrätin".

Die Bekanntschaft mit dem Münchner Kunsthändler Hugo von Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus leitete den Abstieg der bis dahin schillernden Bankfrau ein. Grundherr war der Eigentümer des Schlosses Mittersill, stürzte sich immer mehr in Schulden, die Lammer abdeckte unter Hereinnahme von Pfändern, wie der Bibliothek des Schlosses und vor allem eines Gemäldes von Leonardo da Vinci, das damals mit 600.000 Schilling von Lammer bewertet wurde (heute etwa 2,8 Mio Euro) bewertet war. Das "Leonardo-Bild" war in der schwierigen Zeit nicht verkäuflich und konnte daher die Bank nicht mehr retten. Außerdem erfuhr Lammer erst 1927, dass das Bild nicht im Alleineigentum von Grundherr war, sondern zur Hälfte dem Rechtsanwalt Ernesto Bertollo aus Genua, Italien, gehörte. Zwar erwarb Lammer am 1. Oktober 1930 um 40.000 Lire diesen Anteil, was aber trotzdem nicht zum Verkauf des Bildes führte. Über den Salzburger Rechtsanwalt Dr. Rudolf Ramek versuchte sie, das Bild der österreichischen Bundesregierung um eine Million Schilling (heutiger Wert rund drei Millionen Euro) zu verkaufen, was ihr aber nicht gelang.

Grundherr erhielt in den Jahren 1923 bis 1926 Kredite im Gesamtwert von 80.000 US-Dollar, für die er einen Zinssatz von zwei Prozent pro Monat zu bezahlen hatte. Grundherr konnte aber seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen und beauftragte daher Lammer mit dem Verkauf seiner Bibliothek. Der Verkauf erbrachte 3.000 englische Pfund Sterling.

Als eine Bank, bei der Grundherr verschuldet war, die Versteigerung des Schlosses Mittersill erwirkte, erwarb es Frau Lammer am 14. Oktober 1929 um 86.130.-- Schilling und kam dadurch in noch größere finanzielle Schwierigkeiten, die zusätzlich durch die 1000-Mark-Sperre eskalierten. Da ein Ausgleich scheiterte, kam es zum Konkurs.

Zuvor hatte sie noch den Hoffnungsschimmer, mit dem Verkauf des für die Errichtung der Tauernkraftwerke Kaprun notwendigen Grundstücks vom Mooserboden an die "Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft Berlin" (AEG) einen lukrativen Gewinn zu machen. Denn sie war 50 % Teilhaberin an der "Kesselfall Alpenhaus" G.m.b.H.", der das Grundstück gehörte. Allerdings entwickelte sich dann dieser Verkauf zum Stolperstein von Lammer, da sie das Geld ihrer beiden anderen Hälfteeigner zur Abdeckung ihrer eigenen Schulden verwendete. Dies war jedoch nur eines der zahlreichen Delikte, die ihr später in ihrer Anklage vorgeworfen wurden. So wurden Privatpersonen ebenso geschädigt wie beispielsweise die Salzburger Festspielgemeinde oder das Österreichische Verkehrsbüro Wien, dem sie den Erlös von verkauften Fahrkarten unterschlagen hatte.

Der Zusammenbruch des Bankhauses brachte auch Baron von Trapp um sein gesamtes Geldvermögen, rund 600.000 Schilling. Mehr als 200 Gläubiger waren um 2.6 Millionen Schilling geprellt worden. Am 16. Dezember 1933 wurde dem Bankhaus die Bewilligung zum Betrieb eines Bankgewerbes entzogen. Am 20. Februar 1935 wurde der Konkurs über die Bank und das private Vermögen von Lammer eröffnet, nachdem Ausgleichsverhandlungen gescheitert waren. Schon am 4. Mai wurde Lammer verhaftet und am 16. September begann ihr Prozess. Sie wurde zu Kerkerhaft verurteilt und verstarb während ihrer Haft.

Die Bank befand sich am Hauptplatz in Zell am See.

Quellen und Literatur