Wilfried Haslauer senior


Dr. jur. Wilfried Haslauer senior (* 29. November 1926 in der Stadt Salzburg; † 23. Oktober 1992 ebenda) war Politiker der ÖVP und von 1977 bis 1989 Salzburger Landeshauptmann.
Leben
Kindheit und Jugend
Seine Eltern Georg und Theresia waren Beamte. Die Mutter stammte aus Piding in Bayern. Georg, sein Vater, war Anhänger der Christlichsozialen Partei und arbeitete als Personalchef bei der Salzkammergut-Lokalbahn. Seine Eltern galten als streng katholisch und halfen gerne Hilfsbedürftigen. Sein Bruder Helmut fiel im Zweiten Weltkrieg in Italien.
Haslauer wuchs in einer Wohnung an der Paris-Lodron-Straße in der Salzburger Neustadt auf. Schon vor der Volksschulzeit ging er gerne in Konzerte und nahm Klavierunterricht. Später lernte er Harmonium und während der Gymnasialzeit nahm er Orgelunterricht. Mit fünf Jahren wurde Haslauer Ministrant in der Stadtpfarre Salzburg-St. Andrä. Dort lernte er einen Freund fürs Leben kennen, den wortgewaltigen Franz Wesenauer. 1942 gründete sich unter Franz Wesenauer eine katholische Untergrundorganisation, der auch Haslauer angehörte. An diesen Treffen nahm auch Thesi (Theresia Schwaiger), seine spätere Frau, teil. 1937 besuchte er gemeinsam mit Herbert Fux, Gerhard Garstenauer, Hans Henkel und Josef Koller die erste Klasse des Humanistischen Gymnasiums in Salzburg.
Haslauer selbst behauptete, nie ein fleißiger Schüler gewesen zu sein. Wie viel Koketterie in der Aussage steckt, kann man nicht genau beurteilen. Er interessierte sich jedoch schon zur Schulzeit für Geschichte, Deutsch, Latein und Griechisch, während er Physik und Chemie nicht mochte. Nach Aussagen der Mitschüler war Haslauer ein "Lausbub". So schickte er einem Professor den Bestattungswagen vor sein Wohnhaus oder bestellte die Hebamme zu einer Tochter eines Lehrers.
Auf Sommerfrische in Neumarkt am Wallersee lernte er 1942 seine spätere Frau Theresia Thesi Schwaiger kennen, die aus der Familie der Bäckerei Schwaiger stammte. Ende 1943 musste Haslauer, neben der Schule, zur Heimflak[1] nach Siezenheim einrücken. 1944 war er sechs Wochen zum Reichsarbeitsdienst und am 28. Mai gleichen Jahres den Gebirgsjägern zugeteilt. In der Nähe von Görz kam er zum Partisaneneinsatz. Aus Angst und Hunger fing er intensiv zu rauchen an, er wurde es sein Leben lang nicht mehr los. Im August 1944 wurde er am Fuß verwundet und musste ins Lazarett. Anschließend kam Haslauer in die Offiziersschule nach Kufstein.
Magistratsdienst, Studium, Heirat
Nach der Rückkehr aus dem Krieg und bestandener Kriegsmatura stellte sich für die Eltern die Frage, was aus ihrem Wilfried werden sollte. Zu dieser Zeit lebte die Familie in einer Notunterkunft in Pfongau in Neumarkt in einer alten Mühle. Später zog die Familie dann in den Markt Neumarkt in ein Haus an der Gartenstraße, die heute noch "Villa Haslauer" genannt wird. Sein Vater beschaffte Haslauer schließlich eine Stelle als Angestellter im Wohnungsamt des Magistrats Salzburg, wo er im September 1945 anfing. Kurz darauf, im Oktober, ging er nach Innsbruck, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Ein halbes Jahr lang arbeitete er im Magistrat und studierte nebenbei. Danach ließ er sich für sechs Monate vom Magistratsdienst karenzieren. Schließlich übersiedelte er nach Innsbruck. Mit 22 Jahren erwarb er das Doktorat der Rechts- und Staatswissenschaften. Schon in der Anfangszeit des Studiums wurde er Mitglied der traditionsreichen Studentenverbindung Alpinia Innsbruck.
Sein Professor Dr. Walter Antoniolli wollte ihn zu seinem Assistenten machen, Haslauer aber wollte ins richtige Berufsleben einsteigen (er hätte als Assistent fast nichts verdient). Er ging wieder nach Salzburg zurück, dort fing er wieder beim Magistrat an. Haslauer wurde Sekretär von Magistratsdirektor Dr. Richard Seeger, den er sehr bewunderte. Zu dieser Zeit trafen Hans Lechner (später ebenfalls Landeshauptmann von Salzburg) und der junge Haslauer zum ersten Mal aufeinander, Lechner beschrieb Haslauer als jungen, feschen, kleinen, auffallend schneidigen Magistratsbeamten.
Am 26. Dezember 1949 heiratete Haslauer schließlich seine Thesi (* 1928; † 13. August 2022)[2] in Neumarkt am Wallersee. Getraut wurden sie von seinem guten Freund aus Kriegstagen Josef Schnöll. Der Ehe entsprangen die beiden Söhne Helmut (* 28. November 1953; † 13. August 1994) und Wilfried (* 3. Mai 1956).
Handelskammer
1950 legte Haslauer die Verwaltungsprüfung der Landesregierung ab, die er mit Auszeichnung bestand. Wegen der guten Zeugnisse wollten ihn die Salzburger Handelskammer und das Land Salzburg anwerben. Er entschied sich für die Handelskammer, wo er 1951 seine Tätigkeit begann. Bald musste er sich mit einem Streik der Handelsangestellten befassen, wobei er nicht nur lernte zu verhandeln, sondern auch Respekt vor anderen Meinungen zu haben. Diese Erfahrungen bewogen ihn später als Landeshauptmann, einen Wirtschafts- und Arbeitsmarktbeirat zu gründen.
1951 wechselte Haslauer innerhalb der Salzburger Handelskammer zum Gremialsekretär. Hier war er zuständig für Drogisten, Handelsreisende und Marktfahrer. Zeitgleich unterrichtete er in der Drogistenschule. 1953 wurde er Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung. Diese Position brachte im einiges Ansehen bei Wirtschaft und Politik. Am 14. Oktober 1959 wurde er schließlich zum Kammeramtsdirektor nominiert. Mit 1. Jänner 1960 trat er die Nachfolge von Otto Wengersky an. Er war damit der jüngste Kammeramtsdirektor Österreichs. Haslauer steigerte die politische Bedeutung der Handelskammer. So legte er am 5. Dezember 1960 ein "Forderungsprogramm der Salzburger Wirtschaft" vor. Dieses Forderungsprogramm - das weit über die Forderungen der Wirtschaft hinausging - fand starke öffentliche Beachtung. Die Kammerräte beschlossen es einstimmig und mit großem Beifall. Er konnte mit seiner Arbeit einen größeren Einfluss der Handelskammer auf die Landesgesetzgebung erreichen.
Seine Bemühungen standen immer hinter der Stärkung des Mittelstandes. 1961 begann er die Kammerorganisation zu gestalten: z. B. den Ausbau der Bezirksstellen. Parallel dazu wurden die "Bezirksparlamente der Wirtschaft" eingeführt.
Weitere Initiativen Haslauers waren
- die Gründung der Salzburger Volkswirtschaftlichen Gesellschaft und
- die Vergrößerung des Lehrlingheimes der Handelskammer.
1961 zog Haslauer in den Salzburger Landtag ein. Dort konnte er sich in kurzer Zeit einen Ruf als exzellenter Wirtschaftspolitiker und Rhetoriker erwerben. Landeshauptmann Hans Lechner und Landesparteiobmann Karl Glaser überredeten Haslauer, 1967 bei den Gemeinderatswahlen am 8. Oktober in der Stadt Salzburg anzutreten. Er hatte dazu zwar keine Lust, ließ sich aber schließlich aus Parteiräson und Disziplin überreden. Durch die Popularität des amtierenden Bürgermeisters Alfred Bäck war es für Haslauer nicht einfach, Fuß zu fassen. Die Parteistrategen gaben die Parole aus, den Bürgermeister massiv anzugreifen. Das kam dem angriffslustigen Haslauer ganz gelegen.
Das als "amerikanischer Wahlkampf" geführte Duell ging für die ÖVP schlecht aus. Sie verlor ein Mandat, die SPÖ gewann drei Mandate. Das musste Haslauer später selbst zugeben "... dass das ein völlig falscher Wahlkampf war, der überzogen war, diese amerikanische Methode passte einfach nicht nach Salzburg."[3] Haslauer musste das Amt des ungeliebten Vizebürgermeisters antreten. Nach zwei Jahren ging Haslauer und Dr. Franz Kläring wurde sein Nachfolger. Mit Alfred Bäck, seinem Konkurrenten, verband in eine enge Beziehung, getragen von wechselseitiger Sympathie.
Landeshauptmann-Stellvertreter und Landesfinanzreferent
Als am 2. Juli 1973 der damalige Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Haslinger (ÖVP) altersbedingt zurücktrat, stellte sich die Frage nach der Nachbesetzung. Lechner war sicherer Kandidat 1974 bei den Landtagswahl und Karl Glaser umstritten. Haslinger hatte aber schon einen anderen Kandidaten für seine Nachfolge: Wilfried Haslauer senior. Haslauers Kritiker, darunter Hans Lechner, hielten ihn für einen Konfliktpolitiker. Aber selbst sie waren von seiner rhetorischen Brillanz und seinem Intellekt überzeugt.
Am 11. Juli 1973 wurde Wilfried Haslauer trotz Kritik zum Landeshauptmann-Stellvertreter gewählt. Er übernahm das Finanz- und Wirtschaftsressort sowie die Liegenschaftsverwaltung und die Beteiligungen des Landes. Nach einer lang anhaltendem Hochkonjunktur folgte 1974/1975 ein überraschender Konjunktureinbruch, ausgelöst durch den "Erdölpreisschock". Dies traf Salzburg stark. Darauf reagierte Haslauer mit der von ihm selbst kreierten "ganzheitliche Wirtschaftspolitik". Diese Wirtschaftspolitik bedeutete "... die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Regionalpolitik, die Funktionsfähigkeit des Zentralraumes zu erhalten, gleichzeitig aber auch die Wirtschaftsentwicklung in den südlichen Landesgauen zu fördern."[4]
Ab 1975 setzte Haslauer damit einen deutlichen Schub an einschlägigen Initiativen und Maßnahmen und schuf weiters entsprechende Instrumente und Institutionen. Haslauer wollte mit seiner Leitlinie, im Rahmen einer das ganze Land Salzburg umfassenden Entwicklungsplanung, die stabilisierende Wirkung der klein- und mittelbetrieblichen Struktur in der Salzburger Wirtschaft nützen und besonders die bestehenden gewerblichen Strukturen und den Fremdenverkehr stärken. Mit dieser Politik trat er bewusst der Forderung der Arbeiterkammer nach Ansiedlung größerer industrieller Produktionsbetriebe entgegen, strich aber die gewerblich-industrielle Betriebsansiedlung nicht aus seiner Politik.
Wichtige Schritte zur Umsetzung waren das "Drei-Jahres-Programm für die Entwicklungsorte" für die Jahre 1975 bis 1977 und das "Salzburger Strukturverbesserungsfonds-Gesetz", das im Jahr 1975 vom Salzburger Landtag beschlossen wurde.[5] Für das Jahr 1975 sah sich Haslauer mit schlechten Wirtschaftsdaten konfrontiert. Haslauer nahm, obwohl der Bundeshaushalt für 1974 bereits neben dem Grundbudget eine Stabilisierungsquote und ein Konjunkturbelebungsbudget vorsah, in seinem ersten Landesvoranschlag von solchen budgettechnischen Möglichkeiten Abstand. Das Budget wurde - trotz der bevorstehenden Landtagswahl 1974 - einstimmig beschlossen. Er wurde auch von anderen Parteien für seine Leistung gelobt. Haslauer hatte mit seiner Arbeit größere Transparenz in den Budgetdschungel gebracht. Mit Schautafeln, Tabellen und Unterlagen versorgte er die Abgeordneten. Für das Jahr 1975 führte Haslauer die sogenannte "Konjunkturaktivierungsquote" (KAQ) ein. Sie sollte einen Beitrag zur Inflationsbekämpfung leisten und zugleich nötigenfalls auch finanzielle Aktivzonen bereitstellen. Sie nahm einen Anteil von 5,37 % des Gesamtbudgets in Anspruch.
Für den Voranschlag 1976 sah Haslauer erneut eine KAQ vor. Diesmal nicht als "Bremsinstrument", sondern als "Belebungsinstrument". Jedoch lehnten SPÖ und FPÖ eine solche Maßnahme ab, sodass im Voranschlag 1976 auf eine solche KAQ verzichtet werden musste. Haslauer konnte in der Phase des Abschwungs der Jahre 1974 und 1975 die Wirtschaft stabil halten. Ab 1976 stellte sich wieder ein zunehmender konjunktureller Aufschwung ein. Doch das hatte seinen Preis: Die Schulden des Landes und die dafür zu bezahlenden Zinsen stiegen in einem beängstigenden Ausmaß. Sein Vorgänger, Michael Haslinger, hatte ihm 281 Millionen Schilling Schulden im Jahr 1973 überlassen, unter Haslauer stiegen die Schulden auf das dreifache, auf über eine Milliarde Schilling im Jahr 1977. Die von Haslauer vorgelegten Budgets wurden trotzdem oder gerade deshalb einstimmig vom Salzburger Landtag beschlossen.
ÖVP-Landesparteiobmann
Nach dem erfolgreichen Wahlkampf 1974 wurde Lechners Widerstand gegen Haslauer stärker. Er wusste, sollte Haslauer Landesparteiobmann werden, konnte man ihn nur schwer als seinen Nachfolger verhindern. Lechner konnte Karl Glaser noch einmal dazu bewegen, zu kandidieren. Am 24. Parteitag wurde Glaser zum letzten Mal Landesparteiobmann. Aber nach den schlechten Wahlergebnissen bei den Nationalratswahlen 1975 begann erneut die Diskussion um die Erneuerung in der Parteispitze. Die katholische Wochenzeitung "Die Furche" titelte im Dezember gleichen Jahres "Haslauer ante portas", im Artikel ging es um die bevorstehenden Personalrevirements in der ÖVP Salzburg.
Karl Glaser erklärte Ende 1975 schließlich, beim kommenden Landesparteitag nicht mehr für die Funktion des Landesparteiobmannes kandidieren zu wollen. Noch am 30. Dezember 1975 nominierte der Landesparteivorstand Wilfried Haslauer senior für dessen Nachfolge. Haslauer hatte gezeigt, dass er äußerst loyal, zuvorkommend und kooperativ ist, und hatte sich als Regierungsmitglied als durchaus konsensfähig erwiesen. Lechner gab seinen Widerstand auf und zog Hans Katschthaler als möglichen Nachfolger nicht mehr in Betracht. Und so wurde am 3. April 1976 Wilfried Haslauer senior beim 25. Landesparteitag zum Nachfolger von Karl Glaser als Landesparteiobmann gewählt. Die Wahl ging, mit 98 % der Stimmen an Haslauer, deutlich aus.
In seiner Antrittsrede definierte er fünf Ziele, die die ÖVP in Salzburg zu verfolgen habe:
- Die Vertiefung und Verbreitung des ideologischen Selbstverständnisses;
- Die Gewinnung neuer Zielgruppen;
- Eine Intensivierung und - wenn nötig - Neuorientierung des kommunalpolitischen Interesses;
- Die forcierte Realisierung des Arbeitsprogramms in Landtag und Landesregierung;
- Eine neue Sprache zur Verdeutlichung der aktuellen tagespolitischen Kontroversen mit ihren gesellschaftspolitischen Implikationen.[6]
Er bekannte sich aber auch zu Zusammenarbeit mit den anderen Parteien und kündigte an, er wolle wortwörtlich "keine Justament- oder Prestigepolitik betreiben, sondern den Konsens suchen, wo immer es mit unseren Grundsätzen und Zielen vereinbar sei".[7]
Er wurde noch viermal zum Landesparteiobmann wiedergewählt, 1979, 1982, 1985 und 1988.
Haslauer hatte als Landesparteiobmann den Vorteil, dass die kritische und starke Teilorganisation des Wirtschaftsbundes praktisch uneingeschränkt hinter ihm stand. Die eigenwilligen Personalentscheidungen Haslauers führten mehrfach zu schweren Verstimmungen bei Teil- und Bezirksorganisationen. Haslauer war der Meinung, dass neben verdienten Persönlichkeiten aus der Partei auch sogenannte "Quereinsteiger" aufgestellt werden sollten.
1979 brach er erstmals das Tabu, nie Parteiangestellten ein Mandat zu geben. Er verschaffte seinem Landesparteisekretär Franz Schausberger einen sicheren Listenplatz. Von ihm in die Politik gebrachte "Quereinsteiger": Christian Menzel, Michael Neureiter, Gerheid Widrich, Großgrundbesitzer Friedrich Mayr-Melnhof, Bertl Göttl und Arno Gasteiger.
Nach der Wahlniederlage bei der Gemeinderatswahl 1982 in Salzburg forderte Haslauer personelle, sachliche und organisatorische Konsequenzen. 1987 griff Haslauer wieder ein. Diesmal zwang er seinen langjährigen Freund Gerhardt Bacher als Vizebürgermeister der Stadt Salzburg zurückzutreten.
Aber Haslauer litt auch darunter, so sagte er einmal "Nationalratswahlen: An solchen Entscheidungen und in solchen Situationen, das möchte ich gar nicht verschweigen, spürt man so unmittelbar die Bitterkeit und die persönliche Last, die offenbar untrennbar mit der Funktion des Landesparteiobmannes in bestimmten Funktionen verbunden ist."[8]
Weiters sagte er aber auch: "... aber meine Pflicht als Landesparteiobmann ist es, zu handeln und zu entscheiden."[9]
Die Zeit als Landeshauptmann
Haslauer wurde am 20. April 1977 vom Salzburger Landtag zum Landeshauptmann gewählt. Mit dem Ansehen und der Autorität des intelligenten Wirtschaftsvertreters und des Technokraten mit starker ideologischer Ausrichtung stieg er in die neue Aufgabe ein. Der Respekt vor der Person Haslauer bestand, jedoch nicht die Sympathie. Er musste in die großen Fußstapfen von Hans Lechner treten, was nicht einfach war.
Schon in seiner Antrittsrede bekannte er sich zur Zusammenarbeit mit dem Bund, den Nachbarländern, der Landeshauptstadt, den Gemeinden, den verschiedenen Parteien und den Institutionen in Salzburg.
Haslauer wollte sich besonders in drei Bereichen engagieren:
- Wirtschaftsförderung mit Arbeitsplatzsicherung;
- Ausbau der großen internationalen kulturellen Funktion Salzburgs;
- Hilfe für die sozial Benachteiligten.
Ein wichtiger Schritt zum ersten Punkt war die Gründung der Salzburger Betriebsansiedlungsgesellschaft am 1. Jänner 1978. Als Ergänzung wurde der Wirtschafts- und Arbeitsmarktbeirat geschaffen. Dieser übernahm eine entscheidende strategisch-beratende Funktion in der Planung und Gestaltung der Wirtschaftspolitik in Salzburg. Den Vorsitz hatte der Landeshauptmann, dem neben den Regierungsmitgliedern, vor allem Vertreter der Sozialpartner und des Arbeitsamtes angehörten.
Auch in der Verwaltung setzte Haslauer Reformsignale. So wurde in Salzburg die erste Volksanwaltschaft Österreichs eröffnet.
Eine weitere Initiative Haslauers war die Bürgerbegutachtung für wichtige Landesgesetze. Vom 16. Oktober bis 17. November 1978 wurde erstmals in der Geschichte des Landes ein Gesetz, nämlich eine Novelle des Altstadterhaltungsgesetzes, einer allgemeinen Bürgerbegutachtung unterzogen.
Weiters nützte er den Anlass des 900-jährigen Bestehens der Festung Hohensalzburg, um ein großes Fest auszurichten.
Um Salzburger Kulturschätze wieder zurückzugewinnen, gründete Haslauer das Komitee für Salzburger Kulturschätze, deren Vorsitzender der ehemalige Chefredakteur der Salzburger Nachrichten Prof. Karl Heinz Ritschel war.

Durch die Freundschaft mit Bundesparteiobmann Alois Mock konnte er die Gründungsversammlung der Europäischen Demokratischen Union (EDU) nach Salzburg holen.
Die Sonder-Lkw-Steuer führte zu Beginn der Sommerreisewelle 1978 zu einer der kritischsten Situationen im Bundesland Salzburg seit 1945. Die langen Wartezeiten an der Grenze für die Lkw-Fahrer ließen die Situation um die Mittagszeit des 3. Juli explodieren. Die Lkw-Fahrer blockierten mit ihren Fahrzeugen jede Durchfahrt. Durch langes Verhandeln seitens Haslauers konnten die Bundesregierung zum Einlenken und die Lkw-Fahrer zum Aufgeben der Blockaden bewegt werden. Die Landtagswahl 1979 konnte Haslauers Wunschergebnis nicht erfüllen. Er verlor ein Mandat an die SPÖ, das erschwerte die Arbeit für Haslauer.
Das nächste größere Projekt nach den Wahlen war die 1. Salzburger Landesausstellung mit dem Thema "Die Kelten in Mitteleuropa" in Hallein im Jahr 1980. Eine weitere Veranstaltung die auf Haslauers Initiative veranstaltet wurde, war die "Salzburg-Symposien".
Am 5. März 1980 eröffnete er eine "Salzburger Landesdelegation" in Wien, um die starke und selbstbewusste Stellung des Landes Salzburg gegenüber den Zentralstellen in Wien zu zeigen. Sie wurde schließlich zugunsten einer Salzburger Repräsentanz in Brüssel geschlossen.
Auch die internationalen Kontakte waren Haslauer wichtig. Hier waren die Salzburger Festspiele ein guter Treffpunkt. Er pflegte eine enge Freundschaft mit Helmut Kohl und die Freundschaft mit Herbert von Karajan half ihm, das Sony-Werk in Anif-Niederalm anzusiedeln. Um den internationalen Ruf Salzburgs zu heben, wurde die Internationale Salzburg Association (ISA) gegründet.
Durch sein Interesse an der Wissenschaft kam es zur Schaffung des "Österreichischen Institutes für Menschenrechte" und des "Österreichischen Institutes für Rechtspolitik". Einen weiteren wichtigen Schritt zur Zusammenarbeit zwischen Politik und Wissenschaft setzte Haslauer mit der Gründung der "Salzburg-Kommission". Sie sollte dem Landeshauptmann in den verschiedensten Bereichen Empfehlungen von Experten geben.
Bauvorhaben
Hier stechen besonders die Eröffnung des Teilstückes Werfen - Eben im Pongau der Tauernautobahn und der zweiten Röhre des Ofenauer- und des Hiefler Tunnels auf der Tauernautobahn heraus. Zu nennen sind auch die sogenannten "Jahrhundertbauten": Die Gebäude der Naturwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Salzburg, das Gebäude der Bundespolizeidirektion, die Gebäude der Finanzämter sowie die Gebäude der Altuniversität. Um diese "Jahrhundertbauten" zu finanzieren, gelang es Haslauer, bei der Bundesregierung ein entsprechendes Investitionsprogramm durchzusetzen. Für den erfolgreichen Abschluss der Projekte stellte das gute Verhältnis zwischen Haslauer und dem SPÖ-Baulandesrat Wolfgang Radlegger die wesentliche Grundlage dar.
Weiters wurde in seiner Zeit die Landesfeuerwehrschule und das Universitäts- und Landessportzentrum Salzburg/Rif gebaut.
1981 unterzeichnete Haslauer die Verträge zur Errichtung einer Kraftwerkskette Mittlere Salzach. Trotz seiner sehr wirtschaftspolitikzentrierten Politik war er ein Befürworter des Nationalparks Hohe Tauern. Im Wahlkampf zur Landtagswahl 1984 setzte die ÖVP ganz auf den Bonus des Landeshauptmannes und konnte so am 25. März 1984 die absolute Mehrheit erreichen. Haslauer verstärkte mit der Schaffung des "Landespolitischen Komitees" die Zusammenarbeit mit der Opposition (SPÖ und FPÖ).
8. Dezember als Einkaufstag
Weil Haslauer befürchtete, dass durch den Feiertag am 8. Dezember 1984 hundert Millionen Schilling nach Bayern fließen würden, ließ er die Geschäfte trotz der Weisung von Sozialminister Alfred Dallinger offen. Das brachte ihm nicht nur Beliebtheit beim Volk, sondern auch eine Klage beim Verfassungsgericht ein. Schließlich fand die Verhandlung am 25. Juni 1985 in Wien vor dem Verfassungsgericht statt. Der Salzburger Landeshauptmann wurde wegen der Nichtbefolgung der Weisung des Sozialministers verurteilt. Wegen Geringfügigkeit wurden jedoch keine Sanktionen gegen Haslauer ausgesprochen. Er selbst war von dem Urteil bitter enttäuscht und betroffen.[10]
Seine Maßnahmen nach dem Unfall beim Kernreaktor in Tschernobyl wurden österreichweit anerkannt. Doch auch mit Kritik von Seiten der Grünen, der Atomkraftgegner, der Friedensbewegung usw. sah er sich konfrontiert. Haslauer, der immer auf ein gepflegtes Äußeres wert legte, fand zu den, mit Jeans und Pullovern gekleideten, Umweltschützern keinen Zugang. 1986 formierte sich in Salzburg eine breite Widerstandsfront gegen die von der bayrischen Staatsregierung geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf (WAW). Haslauer stellte sich hinter die Demonstranten, es kam zu schweren politischen Verstimmungen zwischen Haslauer und dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß.
Haslauer litt unter dieser Auseinandersetzung mit Franz Josef Strauß. Er war von dessen Sturheit und Unbelehrbarkeit sehr betroffen. An diesem Konflikt ging auch die Freundschaft zugrunde. Nach den Gemeinderatswahl in der Stadt Salzburg am 4. Oktober 1987, bei der der – von ihm nicht sehr geschätzte – SPÖ-Kandidat Josef Reschen die absolute Mehrheit gewann, dachte Haslauer ernsthaft ans Aufhören. Durch die verlorene Wahl rumorte es wieder in der ÖVP, der Unmut über seine unkonventionellen personellen Entscheidungen brach in der Funktionärsschaft neuerlich auf.
Aber es gab auch Positives, so z. B. der Besuch Papst Johannes Pauls II. in Salzburg. Da es Haslauer ein persönliches Anliegen war, den Papst in Salzburg zu begrüßen, sandte er bereits am 18. Jänner 1985 ein offizielles Einladungsschreiben.
Im Laufe dieser Legislaturperiode "verlor" Haslauer unter anderem den Landeshauptmannstellvertreter Herbert Moritz und den Landesrat Friedrich Mayr-Melnhof. Die Überlegung, Arno Gasteiger zu seinem Nachfolger zu machen, scheiterten an den unkonventionellen und konträren Vorstellungen Gasteigers von Politik.
Von der Partei ließ er sich noch einmal überreden, bei der nächsten Wahl anzutreten. Haslauers Wahlziel war die absolute Mehrheit; sollte er sie nicht erreichen, würde er sofort zurücktreten. Der Wahlkampf war durch die aggressiven Angriffe Jörg Haiders und das innerparteilichen Aufbegehren Barbara Wichas nicht einfach für den schon körperlich müden Haslauer. Das Ergebnis der Landtagswahl 1989 war für Haslauer enttäuschend, die ÖVP verlor drei Mandate. Da Haslauer somit die absolute Mehrheit eingebüßt hatte, trat er einen Tag nach der Wahl zurück.
Haslauer hatte im Lauf seiner Karriere auch immer wieder Angebote, in die Bundespolitik zu gehen, doch er lehnte - auch wegen der Liebe zu Salzburg - ab.
Ruhestand
Nach dem Rückzug aus der Politik wollte er keine größeren Ämter mehr übernehmen. In einem Interview sagte er, dass er nichts von Politikern halte, die ausscheiden und dann doch nicht aufhören können. Auf Bitten seines Nachfolgers übernahm Haslauer die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden der SAFE und kleinere Ämter. Nebenbei hielt er Vorträge an Universitäten, vor allem über föderalismuspolitische und föderalismustheoretische Themen. Ansonsten genoss er das neue Leben ohne Stress, indem er einige Reisen unternahm und sich mit seinen Enkelkindern beschäftigte. Nach kurzer schwerer Krankheit starb Wilfried Haslauer am 23. Oktober 1992.
Er wurde auf dem Salzburger Kommunalfriedhof beerdigt.
Straßenbenennung
Wilfried Haslauer senior ist der Namensgeber des Dr.-Wilfried-Haslauer-Platzes in der Salzburger Altstadt.
Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek
Die Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek wurde am 27. Juli 1993 eröffnet. Haslauer selbst hat zu Lebzeiten einen Teil seiner Privatbibliothek dem Verein zur Verfügung gestellt.
Denkmal Passt auf mein Salzburg auf
In Neumarkt am Wallersee, wo Dr. Haslauer seine Kindheit verbrachte, steht seit 2002 ein Denkmal Passt auf mein Salzburg auf.
Bilder
Wilfried Haslauer senior – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Quellen
- Martin, Franz: Salzburger Straßennamen. Verzeichnis der Straßen, Gassen, Plätze, Wege, Brücken, Tore und Parks mit Erklärung ihrer Namen. 5., wesentlich überarbeitete Auflage von Leitner-Martin, Willa und Martin, Andreas. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 25. Ergänzungsband, Selbstverlag der Gesellschaft, Salzburg 2006
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Wilfried Haslauer senior"
- www.haslauer-bibliothek.at
- Die Ära Haslauer. Salzburg in den 70er und 80er Jahren. Böhlau, 2001
Einzelnachweise
- ↑ Die Heimatflakbatterien waren meistens leichte Batterien (mit 2 cm-Kanonen) oder mit Beutewaffen ausgerüstete Sperrfeuerbatterien. Quelle www.forum-der-wehrmacht.de
- ↑ Salzburger Nachrichten, 16. August 2022, S. 16 (Parte)
- ↑ Vgl. Altlandeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer-65 Jahre. Sein Leben und seine Arbeit. Seite 184.
- ↑ Jahrbuch der Kammer der Gewerblichen Wirtschaft 1974. Seite 135.
- ↑ LGBl. Nr. 87/1975, aufgehoben durch LGBl. Nr. 5/2008.
- ↑ Vgl. 25. Ordentlicher Landesparteitag der Salzburger Volkspartei. Schriftenreihe der Salzburger Volkspartei. Nr. 19. Salzburg 1986. Seite 24.
- ↑ 25. Ordentlicher Landesparteitag der Salzburger Volkspartei. Schriftenreihe der Salzburger Volkspartei. Nr. 19. Salzburg 1986. Seite 30.
- ↑ Vgl. Salzburg in guter Hand. Dokumentation des 27. Ordentlichen Landparteitages der Salzburger Volkspartei am 13.11.1982. Schriftenreihe der Salzburger Volkspartei, Nr. 18. Salzburg 1985, Seite 72
- ↑ Vgl. Damit Salzburg an der Spitze bleibt. Dokumentation des 30. Ordentlichen Landesparteitages der Salzburger Volkspartei am 6. November 1988. Schriftenreihe der Salzburger Volkspartei, Nr. 23, Salzburg 1989, Seite 39
- ↑ Vgl. Robert Kriechbaumer: Die Ära Haslauer. In: Salzburg. Geschichte und Politik Nr. 4/1996. Die Ära Haslauer 1977–1989. - In: Salzburg. Geschichte & Politik 4/1996. S. 135–181. Erweiterte Fassung des Beitrags zur von Dopsch; Spatzenegger herausgegebenen Salzburger Landesgeschichte).
Monarchie:
Joseph Freiherr von Weiß ∙
Hugo Raimund Reichsgraf von Lamberg ∙
Carl Graf Chorinsky ∙
Albert Schumacher ∙
Alois Winkler ∙
Albert Schumacher ∙
Alois Winkler (erneut)
Erste Republik:
Alois Winkler (erneut) ∙
Oskar Meyer ∙
Franz Rehrl ∙
Anton Wintersteiger
Reichsstatthalter:
Friedrich Rainer ∙
Gustav Adolf Scheel
Zweite Republik:
Adolf Schemel ∙
Albert Hochleitner ∙
Josef Rehrl ∙
Josef Klaus ∙
Hans Lechner ∙
Wilfried Haslauer senior ∙
Hans Katschthaler ∙
Franz Schausberger ∙
Gabriele Burgstaller ∙
Wilfried Haslauer junior